Innsbrucker Kommunalbetriebe

Mit Mut und Geduld ans Ziel

Es sind die schneereichsten Tage seit mehr als zwanzig Jahren, doch in der Zentrale der Innsbrucker Kommunalbetriebe AG (IKB) in der Salurner Straße ist es gemütlich warm. Die Wärme kommt aus dem nur wenige Meter entfernten ‚Herzen Innsbrucks‘, das die Stadt mit Strom versorgt: dem Umspannwerk Mitte. Die beim „Umspannen“ entstehende Wärme wird in einem europaweit einzigartigen Projekt als Heizquelle genutzt.

Erschienen: 2018 / LESEDAUER: 4 Minuten / Erfahre hier mehr über Energieeffizienz

Das erste Hochhaus Innsbrucks

Die IKB-Zentrale besticht durch die Kombination aus alter Bausubstanz und energietechnischer Innovation. Das erste Hochhaus Innsbrucks war schon seit der Errichtung im Bauhausstil in der zweiten Hälfte der 20er-Jahre der Hauptsitz der damaligen Elektrizitätswerke. Anfangs wurde mit großen Stromkesseln elektrisch geheizt. In den 80er-Jahren kam die Umstellung der Heizanlage auf Erdgas. Doch im Zuge der nötigen Erneuerung der Gaskessel ließ sich ein innovatives Projekt realisieren, das nun bisher Ungenutztes nutzbar macht.

Ein Gewinn auf ganzer Linie

Durch die Anlage werden jährlich Erdgaseinsparungen von ca. 35.000 m³ erreicht. „Das macht auch wirtschaftlich Sinn“, ist sich Simon Grutsch nach den bisherigen periodischen Messungen sicher. „Man kann hier mit einer Amortisationszeit von kleiner gleich zehn Jahren rechnen. Das macht die Übertragung des Projektes auch für andere Anlagen und Betriebe interessant!“

Bei der Entstehung des erfolgreichen Pilotprojektes spielten viele Gegebenheiten zusammen: Als die überdimensionierten Gaskessel aus den 80er-Jahren ihre technische Lebensdauer erreicht hatten, war klar, dass man sich im Zuge des EU-Projekts SINFONIA endlich einer schon länger bestehenden Idee widmen könnte: Der Abwärmenutzung des Transformators im Umspannwerk Mitte. In dem Trafo werden die hohen Spannungen aus den IKB-eigenen Wasserkraftwerken und der zugekauften Energie der TIWAG auf die im innerstädtischen Bereich nutzbare Spannung heruntergeregelt, wobei Wärme entsteht. 

„Schon seit mehreren Jahren hat man eigentlich versucht, die Idee weiter zu bringen, auch ein Trafotausch stand ohnehin an“,

erzählt der bei Projektabschluss 2016 gerade 26 Jahre junge Projektleiter Simon Grutsch.

„Das hat sich sehr gut getroffen. Bereits in der Satzung der IKB spielt Nachhaltigkeit eine große Rolle“,

weiß Sabine Kopp, Mitarbeiterin der
Öffentlichkeitsarbeit, zu berichten.

IKB-Vorstandsdirektor DI Helmuth Müller erläutert: „Unser Selbstverständnis ist, dass wir einen Schritt voraus sind. Wir setzen generell auf erneuerbaren Energien und Energieeffizienz – sei es in der Stromversorgung von Innsbruck mit den Wasserkraft- und Photovoltaikanlagen oder der Beleuchtung mit LED in den eigenen Gebäuden und Einrichtungen. Wir gehen also wirklich von den fossilen Energieträgern Öl und Gas so weit wie möglich weg.“ 

Bereits seit 2011 gibt es den Geschäftsbericht der IKB auch als Nachhaltigkeitsbericht. „Wir möchten ein Vorbild für ökologisches Handeln sein. Mit SINFONIA ist dann ein starker Impuls gekommen, bestimmte Maßnahmen zu realisieren und replizierbare und skalierbare Lösungen vorzuzeigen“, freut sich Sabine Kopp.

„Die IKB sieht die Energieeffizienz als Chance zur Verwirklichung innovativer Energiekonzepte. Unsere Stärke liegt im Tun.“

Innovation wird Wirklichkeit

„Geduld braucht man sicherlich“, erzählt Grutsch. „Wenn man so eine Idee in anderen Bereichen vorstellt, stößt man natürlich auch ein bisschen auf Widerstand, auch innerbetrieblich. Was aber natürlich auch ganz normal ist.“ Die Stromversorgung und der Betrieb des Transformators hatten immer höchste Priorität.

Um Lösungen zu finden, wurde viel Zeit investiert und gemeinsam bereichsübergreifend gearbeitet. „Der schönste Moment des Projektes war, als endlich alle Zuständigen aus den verschiedenen Fachbereichen gesagt haben ‚Ja, so können wir’s machen!‘ und alle Zeichen auf Baustart standen!“

Intelligentes Zusammenspiel

„Die größte technische Herausforderung war neben der baulichen Integration in den Traforaum sicher die Steuerung der Einzelteile“, so Grutsch. Denn der Teufel steckt im Detail: Die baulichen und technischen Einzelteile (Wärmepumpe, Jalousiesteuerung etc.) sind prinzipiell alle eher konventionell, verfügbar und bekannt, aber die Kombination der Teile zu einem neuen Ganzen macht die Innovation aus. „Das intelligente Zusammenspiel dieser Teile miteinander, das ist sicher was Spezielles.“

Erneuerbar in die Zukunft

In einem EDV-Gebäudeleitsystem laufen nun die Daten aus vielen Messpunkten zusammen und steuern je nach Außentemperatur, Innentemperatur und Heizbedarf das System. Ab einem Temperaturunterschied von ca. 5 bis 6 °C und je nach Last wird das Gebäude rein durch die Wärmepumpen geheizt, ansonsten decken zwei Gas-Brennwertkessel die Spitzenlast zusätzlich ab.

Die IKB hat sich mit diesem Projekt als kompetenter Partner für Projekte im Wärmepumpenbereich und für Speziallösungen wie Abwärmenutzungen etabliert. Die Innovationsabteilung der IKB ist auch in Zukunft mit weiteren Projekten wie dem IKB Smart District gut beschäftigt. Der Erfolg des Trafo-Abwärme Projektes bringt Simon Grutsch immer noch zum Strahlen: „Zuletzt haben wirklich alle, vom der Strombereich bis zur Energieabteilung gesagt: Tolles Projekt, super, dass wir das umgesetzt haben!“

Du willst keine Geschichte mehr verpassen?

Dann melde dich hier zu unserem Newsletter an.