Andreas Fischler sitzt wie so üblich im Zug. Wir sitzen neben ihm. Den Großteil unserer Alltagswege versuchen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen, weil wir aktiv zum Wandel hin zu einer nachhaltigen und effizienten Mobilität beitragen möchten. Heute wird uns aber eine besondere Ehre zu Teil. Andreas ist nämlich Triebfahrzeugführer der ÖBB und wir dürfen ihm in der Fahrerkabine über die Schulter schauen.
Andreas hat ein Training für energiesparendes Fahren absolviert. Dabei hat er an einem Simulator, der den Führerstand nachstellt, gelernt mit den vorhandenen Ressourcen schonend umzugehen und trotzdem im Fahrplan zu bleiben.
„Bei unseren Energiespartrainings geht es vor allem darum, den LokführerInnen beizubringen, im täglichen Betrieb möglichst wenig Energie zu verbrauchen.“
Roman Klecker
Teamleiter der fachlichen Bildung
von ÖBB-LokführerInnen in Tirol
Im Training lernen die LokführerInnen neben der effizienten Fahrtechnik, auch die Topographie der zu befahrenden Strecken energiesparend zu nutzen.
„Ich dachte immer, ich würde meinen Zug bereits ziemlich effizient führen. Nach dem ersten Training am Simulator, habe ich aber gelernt, dass ich einige Bedienungen noch verbessern kann.“
Auch auf der Strecke heute, kann Andreas durch gezieltes elektrisches Bremsen des Triebfahrzeuges Strom erzeugen, der in die Oberleitung rückgespeist wird. Mit der Energie die eine S-Bahn vom Brenner nach Innsbruck durch elektrisches Bremsen produziert, könnte dieser Zug von Innsbruck nach Kufstein fahren.
Der elektronische Buchfahrplan zeigt den LokführerInnen zwei Varianten der Fahrplangeschwindigkeit an. Zum einen die jeweils maximal zulässige Fahrplangeschwindigkeit und zum anderen die energieoptimierte Geschwindigkeit.
„Grundsätzlich reicht die energieoptimierte Geschwindigkeit des Buchfahrplans aus, um pünktlich anzukommen und so auch Energie zu sparen. Ist der Zug verspätet, fährt der/die LokführerIn so lange mit der jeweiligen Maximalgeschwindigkeit, bis der Zug wieder pünktlich ist.“
Erwin Schranzhofer
Energieexperte der ÖBB in Tirol
Nach der abgeschlossenen Fahrt, werden die LokführerInnen über eine App auf ihrem Diensthandy darauf hingewiesen, wie die betreffenden Fahrzeuge bei verschiedenen Außentemperaturen energiesparend abzustellen sind.
Die ÖBB konnten in vier Jahren den jährlichen Energiebedarf ihrer Lokomotiven und Triebwagen um 64 GWh vermindern – das entspricht dem Jahresstrombedarf von über 18.000 Tiroler Haushalten. Zusätzlich werden durch die energiesparende Fahrweise pro Jahr zwei Millionen Liter Diesel und in Summe 10.000 Tonnen CO2 eingespart.
Die ÖBB tragen also aktiv zur Bewusstseinsbildung ihrer MitarbeiterInnen in Richtung Energieeffizienz und Klimaschutz bei.
„Der laufend stattfindende Dienstunterricht wird dafür verwendet, dass das Thema Energiesparen in den Köpfen der LokführerInnen in Erinnerung gerufen und gefestigt wird.“
Diese Geschichte ist erschienen: 2016