Aufgrund der hohen Energiepreise der letzten Jahre hat die Energieagentur Tirol in Kooperation mit den Energieagenturen anderer Bundesländer nach bisher wenig beachteten Stellschrauben zum Energiesparen gesucht:
„Im Zuge unserer Feldforschung sind wir zu äußerst überraschenden Ergebnissen gekommen und unter anderem dort fündig geworden, wo wir es nicht erwartet hätten – auch im Sommer lassen sich Heizkosten sparen“, berichtet Bruno Oberhuber, Geschäftsführer der Energieagentur Tirol.
Rund ein Drittel der Heizungen, die stichprobenartig untersucht wurden, gehen in den Sommermonaten in Betrieb. Bei 30 Grad Außentemperatur werden dann Öl, Gas oder andere Energieträger verheizt - trotz Klimakrise und hoher Energiepreise.
„Der Grund dafür liegt in der teilweisen Automatisierung von Heizungsanlagen“, weiß Armin Themeßl, Heizungsexperte bei der Klimaschutzinitiative des Bundes, klimaaktiv erneuerbare wärme.
Die Erklärung ist dabei recht banal: viele Heizungen werden über einen so genannten Außentemperaturfühler geregelt. Ab einer gewissen Außentemperatur – meist sind 18 Grad Celsius als Heizgrenze eingestellt – geht die Heizung in Betrieb und je kälter es wird, umso mehr Energie wird vom Heizkessel an den Heizkörper oder die Fußbodenheizung geliefert. Im Herbst und Winter sorgt diese Funktion für Komfort und Effizienz. Was bisher jedoch wenig beachtet wurde: auch in Sommernächten fallen die Temperaturen in Tirol teilweise unter 18 Grad Celsius und dann macht die Heizung genau das, worauf sie programmiert wurde, nämlich in Betreib gehen.
„Es ist also davon auszugehen, dass in Tirol jeden Tag unzählige Heizungsanlagen in Betrieb gehen, Kessel und Verteilsystem auf Betriebstemperatur laufen, nur um dann wieder langsam auszukühlen. Das Ungute daran, wer nicht aufs Thermometer im Heizraum schaut, wird es kaum bemerken. Bei so einem Start wird schnell ein Liter Öl oder ein Kubikmeter Gas verbrannt und auch Wärmepumpen und Biomasseheizungen springen an. Summiert über den Sommer kommt dann doch einiges zusammen und es wird unnötig Energie verbrannt“, ist sich Oberhuber sicher.
Das Gute daran, das Problem ist schnell und einfach zu beheben. Die Heizung sollte bereits ab Anfang Mai aktiv ausgeschalten, beziehungsweise auf Sommerbetrieb umgestellt werden. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Arten von Heizungsanlagen. Bei Anlagen mit getrennten Systemen für Heiz- und Warmwasser kann die Heizung über den Sommer komplett ausgeschaltet werden. Gibt es keine getrennten Systeme, wird die Anlage hingegen auf Sommermodus umgestellt. Ein Tastendruck bedeutet dabei 100 Prozent Einsparung bei 0 Prozent Komfortverlust. Im Herbst wird die Heizung wieder ein- beziehungsweise umgeschaltet.
„Wer sich nicht mehr ganz sicher ist, wie seine Heizungsregelung funktioniert, kann beim Sommerservice die Fachfirma danach fragen, denn nur wer in den Grundzügen mit seiner Heizung vertraut ist, kann diese auch effizient betreiben“, sind sich Oberhuber und Themeßl einig. Positiver Nebeneffekt – neben unnötigen Kosten lassen sich so auch zusätzliche CO2 Emissionen einsparen und somit ein aktiver Beitrag zu TIROL 2050 energieautonom leisten.