Grüner Strom statt schwarzes Gold

VVT testet Elektrobus im Realbetrieb
  • E-Bus im Test: Ausstieg aus fossiler Energie in der Praxis
  • Umstellung des gesamten öffentlichen Personennahverkehrs auf emissionslose Antriebsarten bis 2035
  • Abkehr von fossiler Energie im öffentlichen Verkehr als Beitrag zur Mobilitätswende

Wie nah liegen Theorie und Praxis beieinander? Das testet der Verkehrsverbund Tirol (VVT) aktuell mit einem Elektrobus der neuesten Generation auf der Strecke zwischen Innsbruck Hauptbahnhof, Arzl, Rum und Hall (Linie 504) noch bis Ende April. Tirols „Dekarbonisierungsstrategie“ sieht vor, bis 2035 alle VVT-Busse ohne fossile Energieträger zu betreiben und so umwelt- und klimaschonend unterwegs zu sein. Ob sich die Reichweite im Echtbetrieb mit der theoretischen Reichweite und den Herstellerangaben deckt, ob untertags nachgeladen werden muss und ob es demnach zusätzlicher Fahrzeuge bedarf, aber auch der technische Wartungsaufwand und der Eindruck bei LenkerInnen und Fahrgästen – all diesen Fragen wird nun mit dem ersten elektrischen Testbus des VVT im Echtbetrieb nachgegangen.

„Ich stehe voll und ganz hinter dem ambitionierten Ziel, den öffentlichen Nahverkehr noch umweltfreundlicher zu gestalten und die gesamte Busflotte des öffentlichen Verkehrs in den kommenden Jahren sukzessive austauschen“, erklärt Mobilitätslandesrat René Zumtobel.

Erst vor wenigen Wochen war der Landesrat mit VertreterInnen des VVT in den Niederlanden, um sich in der Stadt Groningen ein Best-Practice-Beispiel in Sachen dekarbonisierter Öffi-Verkehr anzuschauen.

„Schritt für Schritt nähern wir uns der realen Umsetzung unseres Ziels. Der nun laufende Test wird uns wichtige Erkenntnisse für die Elektrifizierung unserer Öffis bringen, die wir dann in die nächsten Planungs- und Umsetzungsschritte miteinfließen lassen können.“

Bereits mit 2025 sollen laut der vorliegenden Strategie rund 50 emissionsfreie Busse in Tirol – zu Beginn hauptsächlich im Großraum Innsbruck – im Einsatz sein.

18 Meter auf drei Achsen – Elektropower bringt Fahrgäste an ihr Ziel

Der Testbetrieb wird vom VVT finanziert und von der ÖBB Postbus GmbH durchgeführt. Im Einsatz ist ein 18 Meter langer Elektro-Gelenksbus der Firma MAN mit drei Achsen – wie er auch als dieselbetriebene Variante aktuell auf der Strecke der Linie 504 unterwegs ist. Auch der Vorarlberger Verkehrsverbund hat das Modell bereits getestet und durchaus positiv bewertet.

VVT Geschäftsführer Alexander Jug: „Mit jedem Test von E-Bussen kommen wir der Realisierung der nachhaltigen Mobilitätswende einen Schritt näher und sammeln gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen neue Erkenntnisse für die Umsetzung der Dekarbonisierungsstrategie. Allen voran wollen wir testen, ob ein solcher Bus die bestehende Strecke 1:1 fahren kann oder ob es aufgrund der abweichenden Antriebstechnologie Zusatzbusse braucht. Schließlich ist ein Bus ganztägig im Einsatz, verbraucht im Stadtverkehr durch zahlreiche Halte und viel ‚Stop and Go‘-Verkehr entsprechend mehr Energie und kann als Elektrovariante nicht in wenigen Minuten ‚vollgetankt‘ werden.“

„Der Verkehr ist mit knapp 40 Prozent weiterhin einer der Hauptverursacher von Treibhausgasemissionen in Tirol und basiert immer noch größtenteils auf fossilen Antrieben. Hier müssen wir ansetzen – beim Individualverkehr, beim Güterverkehr und nicht zuletzt auch im öffentlichen Verkehr. Die deutliche Reduktion von fossilen Energieträgern in allen Bereichen ist ein wesentlicher Baustein, um die in der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie festgelegten Ziele zu erreichen“, so LR Zumtobel.

Zahlen, Daten, Fakten

  • E-Bus Modell Lion’s City 18 E von MAN
  • Länge: 18 Meter
  • Zwei Elektromotoren
  • Maximalleistung: 400 kW
  • 42 Sitzplätze und 54 Stehplätze
  • Zwei Rollstuhlplätze, Kinderwagenplatz
  • Klimaanlage
  • USB-Steckdosen an den Fahrgastsitzen
  • Aktiv warnender Abbiegeassistent mit FußgängerInnenerkennung beidseitig