Trinkwasserkraftwerke

Beitrag zur Energieautonomie und lokalen Blackout-Vorsorge
  • Derzeit Strom für 22.000 Haushalte aus Trinkwasserkraft
  • Gemeinde Hippach Vorreiter mit fünf bestehenden und einem geplanten Trinkwasserkraftwerk
  • Land Tirol bietet Beratungsförderung für Energiegewinnung aus Trinkwasser
  • Jede fünfte Gemeinde hat Interesse, konkrete Projekte in elf Gemeinden

Rund 80 Trinkwasserkraftwerke, also Turbinen, die in eine Wasserversorgungsanlage integriert sind, gibt es derzeit in Tirol. Dabei wird der Höhenunterschied von der Quelle ins Tal zur Energieerzeugung genutzt. Schon jetzt liefern Trinkwasserkraftwerke Strom für rund 22.000 Haushalte. Ein Vorreiter in der Energiegewinnung aus Trinkwasser ist die Zillertaler Gemeinde Hippach. Zusätzlich zu den fünf bestehenden Trinkwasserkraftwerken ist ein weiteres geplant. Das Land Tirol unterstützt interessierte Gemeinden und Wassergenossenschaften mit einer Beratungsförderung.

„Sauberstes Trinkwasser ist einer der größten Schätze Tirols. Bevor es in die Kehle kommt, kann es in Trinkwasserkraftwerken zur Energieerzeugung genutzt werden. Ein kommunales Trinkwasserkraftwerk ist ein kleiner, aber wertvoller Baustein für die Energieunabhängigkeit Tirol 2050. Und es kann auch ein Bestandteil der lokalen Krisenvorsorge sein. Immer mehr Gemeinden erkennen das und interessieren sich für diese oft mit geringem Aufwand umzusetzende sowie nachhaltige Form der Energiegewinnung“, weist Energiereferent LHStv Josef Geisler auf den Mehrfachnutzen von Trinkwasserkraftwerken hin.

Wird die Anlage so ausgeführt, dass sie sie auch unabhängig vom Netz im Inselbetrieb funktioniert, können etwa Gemeindegebäude oder wichtige Infrastruktureinrichtungen auch bei einem Blackout mit Strom versorgt werden. Ein weiterer Vorteil: Die Wasserversorgungsanlagen in Tirol beziehen ihr Trinkwasser überwiegend aus Quellen, welche meist sehr gleichmäßig in die Behälter eingespeist werden. Im Unterschied zu vielen andern erneuerbaren Stromerzeugungen wird die Energie in der Regel ohne saisonale Schwankungen gleichmäßig erzeugt.

Hippach plant sechstes Trinkwasserkraftwerk

Absoluter Vorreiter in Sachen Energiegewinnung aus Trinkwasser ist die Gemeinde Hippach.

„Bevor in Hippach das Wasser aus dem Hahn kommt, läuft es über Turbinen und erzeugt Strom“, gratuliert LHStv Josef Geisler.

2011 hat die Wasser Tirol ein Konzept zur Trinkwasserkraft erstellt. Seitdem wurde die Trinkwasserkraft Schritt für Schritt ausgebaut.

„Wir haben in Hippach bereits fünf bestehende Trinkwasserkraftwerke, die in Summe Strom für rund 300 Haushalte liefern. Noch heuer wollen wir mit dem Bau eines weiteren Trinkwasserkraftwerkes beginnen“, erklärt Bgm Alexander Tipotsch.

Beim Hochbehälter Brandach wird im Zuge der Quellsanierung und im Zusammenhang mit dem erforderlichen Leitungsbau eine Turbine eingebaut. 15 Liter Wasser pro Sekunde kommen aus den Quellen. Bei einem Höhenunterschied von fast 800 Metern von der Quelle bis zur Turbine kann damit Strom für weitere 200 Haushalte produziert werden.

„Die Investitionen in ein Trinkwasserkraftwerk sind überschaubar, es gibt keine großen Bauwerke oder Eingriffe in die Natur und wir leisten einen Beitrag zur Versorgungssicherheit der Gemeinde und zur Energieunabhängigkeit des Landes“, verweist Tipotsch auf die vielfältigen Vorteile.

Land Tirol unterstützt Gemeinden

Seit etwas mehr als einem Jahr bietet das Land Tirol interessierten Gemeinden über die landeseigene Wasser Tirol eine zweistufige Beratung für die Energiegewinnung aus Trinkwasser. Bereits 51 Gemeinden und Wassergenossenschaften haben sich dafür angemeldet.

„Das heißt, dass sich fast jede fünfte Tiroler Gemeinde mit diesem Thema beschäftigt“, freut sich Geisler über die Weitsicht der Verantwortlichen.

Für elf Gemeinden bzw. Wassergenossenschaften liegen bereits Varianten für die Umsetzung eines Trinkwasserkraftwerks vor. Zusätzlich könnten damit bist zu 1.700 Haushalte mit sauberem Strom versorgt werden.

Bis zum Jahr 2050 will Tirol energieautonom werden. Der dann benötigte Energiebedarf soll im Jahressaldo vollständig aus heimischen, erneuerbaren Energieträgern gedeckt werden.

„Damit wir unabhängig von fossiler Energie aus dem Ausland werden, müssen wir sämtliche verfügbaren Ressourcen nutzen. Mit einem Trinkwasserkraftwerk können die Gemeinden auf lokaler Ebene einen weiteren Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Dabei werden wir sie seitens des Landes Tirol weiterhin tatkräftig unterstützen“, so LHStv Josef Geisler abschließend.