Erschienen: März 2016 / Aktualisiert: 2020 / Lesedauer: 4 Minuten / Erfahre hier mehr über Konsum
„Unsere SchülerInnen haben sofort gefragt: Warum ist das Ausschussware? Wenn ein Sellerie eine Runzel zu viel, eine Kartoffel ein Auge mehr und eine Karotte eine Biegung hat, ist das für mich kein Genussfehler. Qualität ist ja das, was ich esse und nicht nur das, was ich sehe“, erläutert Elisabeth Pichler, Lehrerin für Produktverarbeitung an der Fachschule für ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement der LLA Rotholz voller Begeisterung.
Heute steht Birgit selbst gern im Verkauf oder in der Backstube, wann immer es sich bei ihren zahlreichen Aufgaben ausgeht. Doch das war nicht immer so. „Früher habe ich es als frustrierend empfunden hier zu arbeiten, während andere in Jugendbewegungen aktiv sein und studieren konnten. Es hat sicher zehn Jahre gebraucht, bis ich mich mit dem Betrieb identifizieren konnte und erkannt habe, welches Gestaltungspotenzial darin liegt.“
Als sie dann bei einer Veranstaltung von der Gemeinwohlökonomie erfuhr, sei ein richtiger Knoten aufgegangen:
Mir wurde klar, dass ich hier im Betrieb wirklich etwas bewegen kann – im echten Leben meiner KundInnen, meiner MitarbeiterInnen und darüber hinaus.
Birgit Pristauz
Seitdem hat sich viel getan beim Bichlbäck. Auch durch die Kontakte zu Gleichgesinnten aus der Region konnte viel bewegt werden – zum Beispiel die regionale Beschaffung.
„Am Anfang hatte ich noch ein paar Vorbehalte gegenüber den teilweise auch sehr konservativen Kreisen wie der „Genussregion“. Aber beim Thema Nachhaltigkeit treffen sich Moderne und Tradition“, weiß Birgit aus Erfahrung.
Mittlerweile bezieht der Bichlbäck so viele Produkte und Zutaten wie möglich aus der Nähe: Das Mehl kommt von der nächsten größeren Mühle. Honig, Käse und Topfen, aber auch Milch und Eier werden von BäuerInnen aus der Region und wenn möglich biologisch bezogen. Sogar die Dekoration wird von einer Nachbarin saisonal gebastelt, die leckere Schokolade ein paar Straßen weiter produziert und im Laden verkauft.
„Trotzdem gibt es noch einen kleinen Restbestand – weil sie einfach nicht mehr nachgefragt werden! Ein Kunde kommt sogar immer wieder mit demselben, fein säuberlich zusammen gelegten Papiersackerl“, freut sich Anne-Christin vom Verkaufsteam.
Die Bäckerei hat sich auch als Umschlagplatz für Pfandgut wie Eierkartons oder Milch- und Honigflaschen etabliert, die hier wieder abgegeben werden können. Größere KundInnen werden auch mit dem hauseigenen Elektroauto beliefert.
erzählt eine Kundin begeistert. StammkundInnen wie sie bekommen vom Bichlbäck einmalig eine Brotstofftasche geschenkt und bringen diese immer wieder mit, Plastiksackerl werden schon seit mehreren Jahren keine mehr bestellt.
Schon sind weitere Projektideen vom regionalen Mehrwegbecher bis hin zum energiesparenden Ofen in Planung.