he und du

Pimp my house

h“ kommt von (Christian) Hammerl und „e“ von Elias (Walch), das „und“ bezieht sich auf das Miteinander und die Beziehung zwischen Architekten und Bauleuten, die sehr wichtig ist. Das „du“ als niederschwellige Ansprache zeigt, wie gearbeitet wird, auf Augenhöhe. Und die beiden sehen sich in der Verantwortung: „Das Bauwesen zählt zu den größten Treibern der Welt-Klima-Krise und wir versuchen durch unser Wirken dem bestmöglich entgegenzusteuern“.

Erschienen:September 2021 / LESEDAUER: 4 Minuten / Erfahre hier mehr über den tiroler sanierungspreis 2021

Neben Elias war der einzige freie Platz…

Christian Hammerl oder „Hampi“, wie ihn eigentlich alle nennen, kennt seinen Partner Elias Walch schon aus der gemeinsamen Zeit in der HTL in Imst. „Es war kein anderer Platz mehr frei, dann musste ich mich neben Elias in die 1. Reihe setzen, der mir eigentlich viel zu brav war“ betont Christian über ihren ersten gemeinsamen Tag als Sitznachbaren. Christian war es auch, der anschließend einen kurzen Abstecher nach Wien wagte, bis er nach eineinhalb Jahren schließlich wieder auf seinen ehemaligen Sitznachbarn in Innsbruck beim gemeinsamen Architektur-Studium stieß.
Anschließend arbeiteten sie gemeinsam an Projekten in diversen Architekturbüros, nebenbei auch selbstständig und vor allem eines, mit sehr viel Verantwortung. Das und das Selbstvertrauen in Zukunft mit eigenen Projekten Eindruck zu hinterlassen, war es auch, was die beiden Freunde dazu antrieb, sich selbstständig zu machen.

Pimp my house

„Wenn ein Haus gebaut wird, hat das die langwierigsten und größten Auswirkungen in Bezug auf den Energieverbrauch, das kann man mit seiner Ernährung und dem Mobilitätsverhalten wie einem E-Auto oder weniger Fliegen nicht mehr ausgleichen“

Christian Hammerl

Ein wichtiger Bestandteil der gemeinsamen Arbeit ist es, sich einer nachhaltigen Bauweise zu verschreiben. „Wenn ein Haus gebaut wird, hat das die langwierigsten und größten Auswirkungen in Bezug auf den Energieverbrauch, das kann man mit seiner Ernährung und dem Mobilitätsverhalten wie einem E-Auto oder weniger Fliegen nicht mehr ausgleichen“, so Christian über die Verantwortung, die Bauleute und ArchitektInnen gegenüber dem Klimawandel haben. Daher verzichten sie auf erdölbasierte Produkte und forcieren den Einsatz von in der Natur vorkommenden Materialien wie Jute oder Holzfaser für die Dämmung sowie Holz für weite Teile ihrer Architektur. Beide kommen ursprünglich aus dem Innenausbau, wo der Einsatz von Holz eine wichtige Rolle spielt, daher kennen sie das Material mit seinen vielen Vorteilen wie einer ausgezeichneten Tragkraft, der Möglichkeit viele Teile vorzufertigen und die schnelle Umsetzung. 

Am liebsten zeigen sie Holz in all seiner Schönheit, unbehandelt, mit Ecken und Kanten. Natürlich stehen solche ideologischen Ziele oft in Konkurrenz mit dem Budget der in der Regel noch jungen AuftraggeberInnen, daher versuchen he und du Bestehendes wiederzubeleben, was für sie einen ganz wesentlichen Teil einer nachhaltigen Bauweise darstellt. Geld kann auch an der Größe des Gebäudes eingespart werden, nicht an der Qualität. Daher wird immer versucht zu vermitteln und durch die Planung aufzuzeigen, dass bei einem effizienten Grundriss die gleich hohe und gute Wohnqualität gegeben ist. Ein weiterer Bereich, um Kosten einzusparen, ist es, auf einen Keller zu verzichten und stattdessen ebenerdige Bereiche zu schaffen. In diesem Bezug hat vor allem die Wohnbauförderung durch eine neue Regelung geholfen, da bei einem fehlenden Keller ein Technikraum von bis zu 15 m² vorhanden sein kann, ohne dass dieser zur Wohnnutzfläche gezählt wird.

Die Ausgangsbedingungen für das mit TIROLER SANIERUNGSPREIS 2021 ausgezeichnete Projekt im Bild waren alles andere als einfach: ein über 100 Jahre altes Gebäude innerhalb der Schutzzone und Außenwände direkt an den Grundgrenzen. Und dennoch wirkt der fertiggestellte Dachausbau wie selbstverständlich. Nach Süden, zur Dorfstraße hin, ist er als Loggia sichtbar. Das früher unscheinbare Gebäude steht nun selbstbewusst, aber nicht fremd, zwischen den weitaus mächtigeren Nachbarhäusern. Das Innere ist ein lichtdurchflutetes, teilweise offenes Raumkontinuum; die zur Verfügung stehende Grundfläche wurde optimal genutzt. Der Einsatz ökologisch hochwertiger Baumaterialien, ein umweltschonendes Haustechnikkonzept und die Erfüllung erhöhter Schallschutzanforderungen machen dieses Projekt zu einem vorbildhaften Beispiel für einen zeitgemäßen Umgang mit historischer Bausubstanz.

Zellteilung,
Wiederbelebung oder Wiedergeburt?

Das mit dem Tiroler Sanierungspreis 2021 ausgezeichnete Haus im Bild wurde ursprünglich in den 1960er Jahren gebaut und von einer jungen Familie saniert. Durch die Entfernung der obersten Geschoßdecke entstand ein luftiges Volumen mit Dachuntersicht und kleiner Galerie. Ein Riemenboden aus gehobelter naturbelassener Fichte sorgt für warme Behaglichkeit. Die Wärmeversorgung erfolgt neben einem Kachelofen mittels Luftwärmepumpe und Bodenheizung. Das Mauerwerk ist mit Mineralwolle gedämmt und mit sägerauhen Fichtenlatten verkleidet. Durch die Wandstärke entstehen in den elegant adaptierten Fensteröffnungen nutzbare, wohnliche Nischen. Aus einem Balkon wurde eine geschützte Loggia, die dem Baukörper Klarheit gibt.

he und du praktizieren nicht, vielmehr verstehen sie unter diesen Begriffen unterschiedliche Formen nachhaltigen Bauens. Ökologisch betrachtet sind Neubauprojekte die schlechteste Lösung, eine Nachverdichtung ist daher nicht nur ideologisch besser, so wird auch kein zusätzlicher Grund verbraucht. Gerade bei Sanierungen sehen die beiden eine spannende Herausforderung: Wie schafft man es, aus dem Bestand etwas Zeitgenössisches und Interessantes zu schaffen. Auch erneuerbare Energie und wie sie genutzt wird, spielt in der Wiederbelebung eines Bestandsgebäudes eine große Rolle. So setzen sie da, wo es möglich ist auf eine Kombination aus Luft-Wärmepumpe und einer PV-Anlage und leisten einen wichtigen Teil zur Energieautonomie TIROL 2050. Wobei ihr Blick immer auch über die vorgesehene Nutzung hinausgeht, schließlich ist ein Leben lang. Durch den eigenen Nachwuchs findet oft eine räumliche Veränderung statt wodurch mehr Platzbedarf entsteht. So ist jedes Projekt wie Tetris, es wird getüftelt und verschoben, bis es passt.

Auf der Website von he und du entdeckt man so manche Geschichten, wie zum Beispiel die als eine Baubesprechung zu einer Apre-Ski-Feier mutierte, was am Ende dazu führte, dass einer der beiden beim Spatenstich eingestochen ist.

Darf’s no a bissl mehr sein

Vor allem durch die Mundpropaganda werden Bauleute auf die beiden aufmerksam und das liegt nicht zuletzt an den Referenz-Projekten, die sie bereits vom Start weg im Portfolio präsentierten. Außerdem ist es der Umgang mit den AuftraggeberInnen, der sich auch in den humorvollen Projektbeschreibungen auf ihrer Website wiederfindet. Dort entdeckt man so manche Geschichten wie zum Beispiel die, als eine Baubesprechung zu einer Apre-Ski-Feier mutierte, was am Ende dazu führte, dass einer der beiden beim Spatenstich eingestochen ist. Die Projektbeschreibungen gehören ebenso zu ihrem Markenzeichen wie der Servicegedanke, der bei he und du hoch im Kurs steht. So kommt es schon mal vor, dass sich die beiden nicht nur auf die Architektur beschränken, sondern auch gleich das visuelle Konzept der Grafik selbst in die Hand nehmen.

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