ASV Tirol

Mit Sach- und Hausverstand

Viele kennen es, der Berufsalltag ist geprägt von stundenlangem Sitzen, sei es am Schreibtisch oder im Auto. Für die Gesundheit, vor allem für den Rücken ist das nicht förderlich. Doch was dagegen tun? Einer, der etwas getan hat, ist Daniel Schönherr. Aus einer neuen Leidenschaft, dem Fahrradfahren, entwickelte sich sein berufliches Hauptfortbewegungsmittel. In dieser Geschichte erfahren wir von ihm, wie dieser Umstieg gelingen kann.

Erschienen: April 2023 / LESEDAUER: 4 Minuten / Erfahre hier mehr über Aktive mobilität

Als Daniel Schönherr im Jahr 2020 mehrere Bandscheibenvorfälle erlitt und dadurch teilweise arbeitsunfähig wurde, wusste er, dass er an seinem Lebensstil etwas ändern muss. Nicht, dass Daniel nicht sportlich gewesen wäre. Er war und ist ein aktiver junger Mensch, Anfang 30. Doch berufsbedingt täglich und mehr oder weniger den ganzen Tag im Auto zu sitzen war laut ihm retrospektiv einfach nicht ideal für seine Gesundheit.

Und als sich im Jahr darauf eine kurze Auszeit ergab und er mit seiner Partnerin mit dem Rad bis nach Albanien gefahren ist, entwickelte sich eine neue Leidenschaft – die später auch in seinem Beruf einhielt.

Der Sachverstand

Doch was „macht“ Daniel eigentlich? Und was hat das alles mit dem Fahrradfahren zu tun? Zuerst einmal zu seinem doch nicht alltäglichem Beruf. Daniel Schönherr ist Aufzugsachverständiger. Bitte wie? Das ist eigentlich gar nicht so viel anders als bei einem PKW. Aufzüge und Rolltreppen, so schreibt es das Gesetz vor, müssen einmal im Jahr von einer sachverständigen Kraft geprüft werden. Und da kommt dieser Herr ins Spiel, um den es in unserer Geschichte geht. 

Vorher bei seinem alten Arbeitgeber und seit gut einem Jahr selbstständig fährt Daniel Schönherr durch Innsbruck und darüber hinaus. Dabei prüft er Aufzugsanlagen auf ihre Funktion und Sicherheit. Am Ende seiner Arbeit gibt es dann ein offizielles Prüfzeichen, welches von Daniel gut sichtbar im Aufzug angebracht wird. Dieses Prüfzeichen beinhaltet den für uns eigentlich interessanten Teil der Geschichte und wenn man sich ehrlich ist, auch den Grund dafür, dass wir uns mit Daniel treffen. Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass Daniels Arbeit an sich schon sehr lobenswert ist, da sie ja auch dafür sorgt, dass Menschen im Aufzug nichts passiert. „Der Aufzug ist das sicherste Verkehrsmittel“, möchte er erwähnt haben. Beruhigend – denken wir uns.

Der Aufzug ist das sicherste Verkehrsmittel“, möchte Daniel erwähnt haben.

Der Hausverstand

Doch zurück zum Thema: Daniel Schönherr prüft Aufzüge klimaneutral. Und fährt so gut es geht nur mit dem Fahrrad zu seinen zu prüfenden Aufzügen. Zu dem „so gut es geht“, kommen wir später auch noch – denn das ist eigentlich auch sehr gut. Und ja, er macht das als Einziger so. Weit und breit. Warum? Das wissen wir auch nicht so wirklich (Daniel auch nicht) – aber vielleicht kann dieser junge Mensch ja die ein oder andere Person dazu motivieren, es ihm gleich zu tun.

„Ich habe für mich gemerkt, dass ich bei meinen Gewohnheiten am einfachsten und als Allererstes etwas für mehr Klimaschutz tun kann“, resümiert er.

„Meine KundInnen haben den Vorteil einer Imageaufwertung und ich spare mir gut 5.000 Euro im Jahr im Vergleich zu einem Verbrenner-Dienstauto“, meint er. 

Bringt also wie so oft auch wirtschaftliche Vorteile dieser Klimaschutz. Doch eigentlich ist ihm das auch gar nicht so wichtig alles.

In seinem Beruf habe er natürlich auch den Vorteil, dass er im Winter fast nichts prüfen muss. „Das ist wie beim PKW, die Prüfung kann in einem Zeitraum von vier Monaten stattfinden, also kann ich das gewissermaßen auch nach dem Wetter richten.“, möchte er dazugesagt haben. Mag sein, aber machen muss man’s trotzdem, so – denken wir uns.

Ein Konzept, das Anklang findet

Silvio Mersa, der Leiter des Zentraleinkaufs der Innsbrucker Sozialen Dienste, ist ebenso von Daniels Arbeit und Arbeitsweise überzeugt. "Für uns ist es wichtig, mit Unternehmen aus der Region zusammenzuarbeiten. Der Nachhaltigkeitsaspekt von Daniels Konzept passt gut zu unserer Strategie", erklärt er. Ein perfect match sozusagen.

Die Bahn macht's möglich

Und wenn die Entfernung zu weit für das Fahrrad ist? Kein Problem – Daniel hat auch Kunden in Wien und fährt dann mit der Bahn. Er nimmt sein Klapprad oder seinen Roller mit, die übrigens beide keinen E-Antrieb haben, und bündelt alle Aufträge innerhalb ein paar Wochen. "Im Tiroler Umland habe ich jetzt ein paar Anlagen, zu denen ich sehr umständlich mit dem Rad komme. Deshalb habe ich mir ein Elektroauto gemietet, das ich nur dann habe, wenn ich es brauche", erzählt er uns.

Frischer Wind

Daniel Schönherr ist eine interessante Person, die frischen Wind in eine unscheinbare und behäbige Branche bringt. Er denkt anders als das Gewohnte und hinterfragt das gesamte Mobilitätsverhalten seines Unternehmens. Statt einfach mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, nutzt er verschiedene Möglichkeiten, um lokale, regionale und überregionale Aufträge zu erfüllen. Er fährt beispielsweise mit dem Rad zu lokalen Zielen, nutzt ein gemietetes E-Auto für regionale Ziele (was übrigens viel ressourcenschonender ist, als ein eigenes Auto zu besitzen) und reist mit der Bahn und einem Klapprad zu überregionalen Zielen. Wie bereits erwähnt, ist sein Unternehmen klimaneutral. Etwaige CO2-Emissionen, die trotz seines positiven Mobilitätsverhaltens entstehen, werden ausgeglichen.

Und so verbirgt sich hinter einer vermeintlich „kleinen“ Geschichte ein Mensch, von dem man vieles lernen kann. Jemand, der sehr sensibel und bescheiden mit seiner Umwelt (Mensch und Natur) umgeht und für sich einen guten Weg gefunden hat. Die ein oder andere Person hat er dadurch schon inspiriert:

„Ein bekannter Versicherungsmakler macht das jetzt auch so“, freut er sich sichtlich.

Und wir freuen uns mit ihm.

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