Mullala

Mehrwert ist jetzt noch mehr wert

Das ständige mit dem Auto zum Recyclinghof fahren. Das nervt nicht nur, ist zeitraubend, sondern durch die vielen einzelnen Autofahrten auch noch klimaschädlichDoch wie geht es besser?
Das will uns Mullalla zeigen.

Erschienen: Februar 2024 / LESEDAUER: 3 Minuten / Erfahre hier mehr über KONSUM

Mullala, ein Unternehmen aus Sistrans, nimmt sich einem Problem an, das wohl einige in ländlichen Gegenden nur zu gut kennen. Um Wertstoffe wie Papier, Dosen, Glas und vielerorts auch Plastik zum Recyclinghof zu bringen, ist meistens ein Auto notwendig. Das ist nicht nur ineffizient, sondern verursacht auch unnötige CO2-Emissionen, wenn dadurch zusätzlicher Individualverkehr entsteht. Wir freuen uns, dass wir die Menschen hinter Mullala bei ihrer Pionierarbeit begleiten durften. Und zeigen wie sie die vielen Fahrten überflüssig machen wollen. 

Traumberuf Müllmann

Stefan Scharf und Michael Baumgartner sind echte Kindheitsfreunde. Seit 40 Jahren kennen sie sich und verbringen Zeit miteinander. Und schon damals, als Kinder hat sie der Müll fasziniert. „Wir sind am Küchenfenster gestanden und haben den Müllmännern beim Arbeiten zugeschaut“, meint Michael. Das mag ein wenig romantisch klingen, dass diese Faszination dann 40 Jahre später zu einem unternehmerischen Projekt wurde – im Prinzip ist es aber tatsächlich so, denn das Thema Müll hat sie offensichtlich nicht losgelassen. Und so stellte sich Stefan schon lange die Frage, warum es „am Land“ eigentlich kein kluges Abfallmanagement gibt. Und so jeder Haushalt selbst zum Recyclinghof fahren muss, um ein paar Glasflaschen und Dosen zu entsorgen.

Nachdem er sich dazu mit Michael austauschte, fällten sie gemeinsam die Entscheidung, ein neues unternehmerisches Projekt zu starten. Eines, das langfristig nicht nur dafür sorgen soll, den Lebensunterhalt zu finanzieren, sondern eben eines, das einen gesellschaftlichen Mehrwert mit sich bringt.

Stefan erzählt, was ihn antreibt:

„Ich kann den ganzen Tag Müll abholen, herumtragen, den Geruch ertragen und am Abend Rückenweh haben. Es ist einfach etwas anderes als ein „normaler“ Job, wenn ich einerseits dann mit ruhigem Gewissen schlafen gehe, weil ich weiß, dass ich dafür sorge, dass weniger Verkehrsaufkommen entsteht. Und andererseits, wenn ich die Dankbarkeit der Menschen erfahre, denen ich im Alltag eine Hilfe bin mit meinem Service.“

Es sei ihnen auch wichtig, in dieser Anfangsphase alles selbst zu machen. Auch die „dreckige Arbeit“. Nur so kann sichergestellt werden, was den Service ausmacht.

Das System selbst

Doch wie funktioniert das Mullala-System? „Wir verstehen uns als Service, der bei Privathaushalten und Unternehmen in regelmäßigen Abständen Wertstoffe (Papier, Glas, Dosen, Plastik) abholt und gesammelt zum jeweiligen Recyclinghof bringt“, erklärt Michael. Damit werden nicht nur zahlreiche Autofahrten obsolet, durch das elektrisch betriebene Nutzfahrzeug entstehen durch die Entsorgung lokal auch keine zusätzlichen Emissionen. Und ein nicht unwesentlicher Punkt – es wird mehr und besser getrennt. So zumindest das persönliche Empfinden der beiden Gründer. Denn die Kundinnen und Kunden bemühen sich, ihre Wertstoffe gut vorsortiert, oft sogar sauber abzugeben, da sie nun den persönlichen Kontakt haben. „Und das, obwohl wir sowieso den Mehrwert für das Abfallsammelsystem schaffen, dass wir mit geschultem Auge noch mal drüber schauen, bevor wir die Wertstoffe entsorgen“, ergänzt Stefan.

Der Service kostet zwischen 14,99 € und 24,99 € monatlich für Privathaushalte und für Unternehmen je nach Bedarf und Aufkommen. Im Jahresabo reduziert sich der Beitrag dann noch etwas. Zudem steht der Service auch für Hausgemeinschaften zur Verfügung.

Aktuell fahren die Mullala Haushalte und Unternehmen in den Gemeinden Sistrans, Aldrans, Lans, Rinn, Tulfes, Patsch, Mutters und Kematen an. Neue kommen stetig dazu.

Und zukünftig?

Mittelfristig arbeiten die beiden daran, ihren Service mit Partner*innen tirolweit anzubieten, um so ein flächendeckendes Netz zu ermöglichen. Des Weiteren stehen auch zusätzliche Services im Raum, wie etwa in Innsbruck, wo das Abfallmanagement anders gelöst wird als in kleineren Gemeinden.

Die beiden haben also noch einiges vor.

Mullala ist ein lebendes Beispiel und ein Beweis dafür, dass mit Kreativität und Motivation ein Angebot geschaffen werden kann, welches einen gesellschaftlichen Mehrwert bringt. Für Mensch, Gesellschaft und Natur gleichermaßen. Und gleichzeitig wirtschaftlich funktionieren kann. Denn Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit müssen sich nicht widersprechen, Geld verdienen und die Umwelt schützen sind gleichzeitig möglich. Dabei müssen unternehmerische Ideen nicht gleichbedeutend mit der Ausbeutung von Ressourcen sein. Im Falle von Mullala wurde die fehlende Infrastruktur in ländlichen Gegenden in eine Geschäftsidee umgewandelt, die funktioniert. Solche innovativen Ideen braucht es künftig verstärkt, um Energie einzusparen und Emissionen zu minimieren und um das von TIROL 2050 angestrebte Ziel der Energieautonomie langfristig zu erreichen.

Fragen wir die beiden Mullala-Gründer wiederum, warum sie ihr neues Unternehmen gegründet haben, dann merken wir ihnen an, dass sie einen Beitrag leisten möchten. Sie möchten Teil einer Lösung sein und nicht Teil eines Problems. Letztendlich wollen Sie mit ihrer verfügbaren Zeit mehr Gutes tun. Und was ist da naheliegender, als sich während der Arbeit damit zu beschäftigen? Es braucht nur den Mut, es zu versuchen. So wie die beiden Mullala.

Wir wünschen ihnen hierfür alles Gute!

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