PV-Anlagen auf Mehrparteienhäusern

Gemeinschaftskraftwerke

2017 war es endlich soweit: Durch die Novellierung des Elektrizitätswirtschafts- und organisationsgesetzes wurden PV-Anlagen auf Mehrparteienhäusern gesetzlich neu geregelt. Der Strom aus der Sonne kann seitdem nicht mehr nur für die Gemeinschaftsflächen genutzt, sondern auch an die einzelnen Wohneinheiten verteilt und verrechnet werden. Das ist einmal mehr eine wichtige Grundlage für den weiteren Ausbau der Photovoltaik und damit ein weiterer Schritt in Richtung Energieautonomie.

Erschienen: 2019 / Lesedauer: 4 Minuten / Erfahre hier mehr über Sonnenenergie

Erste in Tirol

Familie Kühebacher ist die erste Tiroler Familie, die so eine PV-Gemeinschaftsanlage umgesetzt hat. Auf dem Dach ihres 5-Parteien-Hauses in Rum produziert eine 10 kWp große Anlage sauberen Strom aus Sonne. „Wir hatten schon länger überlegt eine PV-Anlage am Haus zu installieren, die Konditionen waren bisher aber wenig attraktiv für eine gemeinschaftliche Anlage. Die neue Gesetzeslage und die Vorstellung ‚die Ersten‘ in Tirol zu sein, haben uns dann doch motiviert uns darauf einzulassen“, erzählen die Kühebachers mit berechtigtem Stolz.

 Begleitet wurde Familie Kühebacher durch eine breit aufgestellte Projektgruppe

Gemeinschaftsanlage bedarf gemeinsamer Projektgruppe

Das Pilotprojekt der Familie Kühebacher war schon in der Entstehung ein Gemeinschaftsprojekt. Aufgrund der Neuheit hatten einige Organisationen Interesse an der Umsetzung mitzuwirken und entsprechende Erfahrung zu generieren. Begleitet wurde Familie Kühebacher so durch eine breit aufgestellte Projektgruppe, bestehend aus Vertretern vom Ingenieurbüro Andreas Hinterseer, ATB Becker, AWZ Rechtsanwaltskanzlei, Tinetz, Fiegl & Spielberger, dem Technischen Büro Wolfgang Kreuzer, sowie dem Land Tirol und Energie Tirol.

Innovation wagen

„Wir waren uns bewusst, dass der Ausbau von PV-Anlagen auf Mehrparteienhäusern für viele HausbesitzerInnen rechtliches Neuland ist und mit einigen speziellen Herausforderungen verbunden ist.“ 

Das weiß der zuständige Planer des Projekts Andreas Hinterseer, der die PV-Anlage gemeinsam mit Michael Anker von Strom vom Dach umgesetzt hat. Die Herausforderungen beziehen sich insbesondere auf die vertragliche Einbeziehung und Absicherung aller Beteiligten, seien es Hausverwaltung, WohnungseigentümerInnen oder MieterInnen. 

Mit dieser Anlage konnten wir ein tirolweit bis dato einzigartiges Projekt abschließen, welches fundierte Erfahrungswerte hinsichtlich der praktischen, vor allem aber auch rechtlichen Umsetzung liefert

DI Bruno Oberhuber, Geschäftsführer von Energie Tirol

Sharing is caring – Vertragsvorlage für alle verwendbar

„Musterverträge zwischen Netzbetreibern und AnlagenbetreiberInnen wurden seit der Novellierung des Gesetzes bereits mehrfach erarbeitet. Vertragsgrundlagen zwischen privaten AnlagenbetreiberInnen und MieterInnen waren hingegen auch im Laufe des Jahres 2018 nicht verfügbar. Das ändert sich jetzt durch unser Projekt“, freut sich Rechtsanwalt Dr. Eduard Wallnöfer, der das Projekt mitbegleitet hat. Das erlangte Know-How floss nämlich in eine unverbindliche Vertragsvorlage für künftige Projekte ähnlicher Art ein, die im Wesentlichen Vorschläge für die notwendigen energierechtlichen Mindeststandards zur vertraglichen Umsetzung von derartigen PV-Gemeinschaftsanlagen enthält (u.a. erforderliche anlagenseitige Strukturierung, die Aufteilung der Energie nach tatsächlichem physikalischen Bezug, Verteilung von Errichtungs- und Instandhaltungskosten).

Mehr als eine PV-Anlage

In dem Haus, das über eine Luftwärmepumpe versorgt wird, wurden neben der PV-Anlage und einem Stromspeicher auch eine E-Ladestation und eine Komfort-Lüftungsanlage errichtet, die erheblich zur Wohnqualität und -attraktivität beitragen. Von den BewohnerInnen des Hauses wird die neue Infrastruktur sehr positiv angenommen. „Immerhin bekommen wir einen Großteil unseres Stromverbrauchs jetzt vom eigenen Dach aus gedeckt, ohne selbst Geld investieren zu müssen“, erzählen Lea, Adam und Nikolas aus der Wohngemeinschaft im Erdgeschoß. „Wir freuen uns, dass wir jetzt sauberen Strom aus Sonnenenergie beziehen können“, so Barbara Steiner, eine weitere Mieterin.

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