Gemeinde Sölden

Schritt für Schritt für Schritt

Franz Josef Fiegl leitet das Bauamt der Gemeinde Sölden. Klingt nach Lawinenverbauung und Bergstraßen. Ist dank seines Einsatzes aber um so vieles mehr. Vor allem, wenn es um das Thema Erneuerbare Energien und Photovoltaik geht. Und gerade das Thema Photovoltaik sorgt in der Gemeinde oft für Stirnrunzeln. Viel zu wenig Sonne sei im Tal, das rentiert sich doch nie, Was tuast im Winter… Dinge, die Franz Josef nicht selten hört.

Erschienen: Otkober 2022 / LESEDAUER: 4 Minuten / Erfahre Hier mehr zum thema Sonnenenergie

Zahlen, Daten und Fakten

Dem entgegnet er meistens mit Zahlen, Daten und Fakten und kämpft laufend für weitere Vorhaben. Das Pilotprojekt, die Photovoltaik-Anlage bei der Kläranlage Sölden mit 148 kWP (Kilowatt-Peak) rechnet sich abzüglich aller Förderungen laut dem Bauamtsleiter in spätestens sechs Jahren. Mit dem „alten“ Einspeise-Tarif. Aktuell wäre dieser Zeitraum sogar noch kürzer.

„Langfristig werden sich die Marktschwankungen aber ausgleichen. Daher kalkulieren wir lieber konservativ“, meint Fiegl.

Neben laufenden Heizsystem-Umstellungen und Dämmvorhaben in den Gemeindegebäuden wurde im Februar diesen Jahres ein weiteres, im wahrsten Sinne des Wortes sehr zentrales Projekt in Betrieb genommen. Am Gemeindehaus Sölden, mitten im Ortszentrum, wurde eine gemeinschaftliche Erzeugungsanlage in Form einer Photovoltaik-Anlage mit 87,4 KW peak erbaut. Vereinfacht gesagt bedeutet dies: Der Strom, der am Dach produziert wird, kann von den Mieter*innen im Haus (ua. Gemeinde, Ärzte, Apotheke, Friseur, Wohnungen) direkt verbraucht werden. Und wird auch direkt mit dem Betreiber, der Gemeinde, abgerechnet.

„Für uns war das ganz klar. Am meisten Sinn macht PV bei so einem Gebäude mit mehreren Nutzer*innen für uns als gemeinschaftliche Anlage“, meint Fiegl. Und ergänzt „Am Dach erzeugen wir den Strom – und im Haus wird er verwendet.“

Da das Haus auch untertags einige Abnehmer*innen für den produzierten Strom findet, geht diese Rechnung sogar noch direkter auf.

„Wir speisen zwar einiges ein, rund die Hälfte des produzierten Stromes können unsere Geschäfte und Praxen direkt nutzen.“ 

Und warum das ganze Dach dann für die PV-Anlage genutzt wurde und nicht „nur“ Fläche für den Eigenbedarf?

„Wir haben hier langfristig geplant. Einerseits sind die Grenzkosten für weitere Panele im Verhältnis zu den Investitionskosten gering. Andererseits hoffen wir in Zukunft mit anderen Gebäuden eine Erneuerbare Energiegemeinschaft gründen zu können.“, erklärt er. „Dann können wir auch unsere Überproduktion in der Region halten“.

Wie kommt das bei den Mieter*innen des Gebäudes an?

„Überzeugungsarbeit haben wir nicht viel gebraucht. Warum auch? Der Strom kommt vom Dach, der Tarif ist etwas günstiger als am Markt und ansonsten ändert sich nichts für die Nutzer*innen.“, weiß Fiegl.

Die Abrechnung war anfangs zwar ein schwarzes Loch. Nach kurzer Zeit hat sich jedoch schnell herausgestellt, dass das alles kein Hexenwerk ist. Im Gegenteil – über das EDA Onlineportal* sieht man wieviel einzelne Nutzer*innen monatlich verbraucht haben und entsprechend erfolgt die Abrechnung. Zur Erleichterung der Abrechnung, können dann die Daten aus dem EDA Onlineportal mit dem kostenlosen Abrechnungstool der Energie Tirol übersichtlich aufbereitet und dargestellt werden. Das Tool findet man unten im Link zum Thema Energiegemeinschaften.

„Das mit den Online-Anwendungen für Photovoltaik-Anlagen ist allgemein super. Mit einer entsprechenden App sieht man zum Beispiel mit wenigen Klicks wieviel erzeugt wurde.“

Seit Februar hat die Anlage am Gemeindehaus  78,4MWh Strom erzeugt. Solche Zahlen leisten die beste Überzeugungsarbeit und sind so auch leicht verfügbar. Freut sich der Bauamtsleiter über die technischen Helferlein.

* Das EDA Anwenderportal ist eine für Energiedienstleister und Energiegemeinschaften kostenlose Webplattform zur Abwicklung von diversen Prozessen. Im Vordergrund steht der energiewirtschaftliche Datenaustausch, welcher zum Beispiel eine verbrauchsabhängige Abrechnung innerhalb von gemeinschaftlichen Erzeugungsanlagen bzw. Energiegemeinschaften ermöglicht.

Wie geht es weiter?

Bleibt nur noch die Frage wie es in Sölden weitergeht mit dem Thema Photovoltaik.

„Vor allem die zwei Projekte bei der Kläranlage und am Gemeindehaus zeigen, dass Photovoltaik-Anlagen nicht nur energetisch sinnvolle, sondern auch wirtschaftliche Investitionen sind.“, fasst Fiegl zusammen. „Daher werden wir daran auch weiter arbeiten und hoffen in naher Zukunft weitere Projekte umsetzen zu können.“ 

Über eine Vorreiterrolle will Fiegl selbst nichts wissen – für ihn ist die Umstellung auf Erneuerbare schon seit langem klar die beste Lösung. Er macht also einfach nur das, was er für gut befindet. Dass das gut für die gesamte Region und zukünftige Generationen im Allgemeinen ist, ist ein netter Nebeneffekt.

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