Tourismusverband Wilder Kaiser

Die sanfte Fahrt zum Wilden Kaiser

Die letzten Meter sind entscheidend. Das haben die Verantwortlichen des Tourismusverbands Wilder Kaiser erkannt. Und mit einem Mobilitätskonzept reagiert, dass ihren Gästen eine grüne Anreise in die Region ermöglicht. Wir haben uns die nachhaltige Anreise genau angesehen und dabei auch erkennen dürfen, wie Einheimische ebenfalls profitieren.

Erschienen: März 2024 / LESEDAUER: 4 Minuten / Erfahre Hier mehr über Sanfte Mobilität

Wie können wir Tourismus nachhaltiger gestalten? Eine brennende Frage, die in Tirol so ziemlich jede*n beschäftigen dürfte. Denn aufgrund der Wichtigkeit des Wirtschaftszweigs gibt es viele sichtbaren Bestrebungen zu mehr Klimaschutz, doch was meist unangetastet bleibt, ist die Anreise mit dem Auto.

Gerade in Tirols Tälern ist dies nach wie vor für die meisten Gäste der vermeintlich einfachste Weg in den Urlaub. Doch gerade die Anreise mit dem Auto ist für einen Großteil der CO2-Emissionen eines Urlaubes verantwortlich. Emissionen, die vor allem auch lokal zu einer Verschlechterung der Lebensqualität beitragen.

Das muss und kann besser gehen. So oder so ähnlich hat sich das der Tourismusverband Wilder Kaiser wohl vor ein paar Jahren gedacht. Nach umfassender strategischer Vorarbeit führte die Region ein bislang einzigartiges Konzept für eine nachhaltige Anreise zum Urlaubsort ein: die grüne Anreise.

Dabei wird der Weg vom Bahnhof zur Destination vom Tourismusverband und den aktuell 160 teilnehmenden Beherbergungsbetrieben mittels eines Shuttle-Service organisiert. Und das komplett kostenlos. Zudem stehen vor Ort sämtliche Skibusse, regionale Buslinien sowie die sogenannten Kaiserjet-, Wander- und Seenbusse ebenso kostenfrei zur Verfügung.

Mit der ganzen Familie

Wie reibungslos dieser Service funktioniert, konnten wir uns selbst ansehen und haben kurzerhand eine junge Münchner Familie auf dem Weg in ihren Skiurlaub begleitet. Also ab in den Zug bis nach Kufstein mit „Kind und Kegel“. Als das Gepäck geparkt war, hatten wir dann auch Zeit, uns die Einschätzungen zu dieser Form der Anreise von Nathalie anzuhören.

„Wir möchten unserem Kind zeigen, dass es echte Alternativen zum Auto gibt. Da ist so ein Shuttle vom Bahnhof zum Hotel genau das, was uns bisher gefehlt hat,“ meint sie zur Anreise mit der Bahn. „Zudem beginnt für unser Kind das Abenteuer gleich bei der Haustüre, es erlebt schon auf der Reise Vieles, was in Erinnerung bleibt, und wir haben beide mehr Zeit mit ihm,“ freut sich Nathalie über die weiteren Vorteile.

Dass auch die Bahn nicht immer pünktlich ist, muss zwar eingeplant werden, aber auch auf der Autobahn kommt es bei einem Stau durchaus zu Verzögerungen. Und da sei ersteres um einiges angenehmer – vor allem mit Kind.

In Kufstein angekommen, war der Transfer nach Söll dann schnell und einfach erledigt. Mit dem Ankommen in der Unterkunft und mit dem dortigen Ausblick auf das Skigebiet in fußläufiger Distanz, war das Urlaubsgefühl bei der angereisten Familie bereits voll da. Unter anderem auch wegen der entspannten Anreise zum Hotel. Das zeigt, dass die gerade mal 30 Minuten dauernde Shuttle-Fahrt, die komplette Anreise verändert und den Verzicht auf das eigene Auto noch einmal erleichtert.

Der letzte Baustein

Die wichtigste Frage, die sich Urlaubende in Sachen Mobilität stellen, ist nämlich nicht: „Wie komme ich nach Tirol? Denn nationale und internationale Zugverbindungen und Bahnhöfe in der Nähe sind ausreichend vorhanden. Die Schwierigkeit ist das Überwinden der sogenannten „letzten Meile“ und die funktionierende Mobilität vor Ort. Da wollen, ohne passendes Angebot, viele Reisende nicht auf ihr Auto verzichten.

An dieser Stelle können wir den Griff zum Auto sogar nachvollziehen, wurden schließlich über die Jahrzehnte hinweg touristische Angebote an Orten geschaffen, die ein Auto oft voraussetzen. Das heißt aber noch lange nicht, dass es nicht eine bessere, nachhaltigere Lösung gibt. Es ist eben nur etwas Umdenken gefragt. So, wie im Wilder Kaiser.

"Viele unserer Gäste aus größeren Städten
besitzen gar kein eigenes Auto mehr."

Nina Holstein
Leiterin des Gäste- & Mitgliederservice beim TVB

In die Zukunft gedacht

Die Tourismusregion Wilder Kaiser, die die Orte Ellmau, Going, Scheffau und Söll umfasst, hat es sich zu einem strategischen Ziel gemacht, gegenüber der Anreise mit dem Auto andere gute, greifbare und lohnende Alternativen zu schaffen. Warum? Um den Individualverkehr mit dem PKW einerseits zu reduzieren (die Anreise per PKW ist 15x klimaschädlicher als die Anreise per Bahn) und andererseits neue Zielgruppen zu erreichen. „Viele unserer Gäste aus größeren Städten besitzen gar kein eigenes Auto mehr. Jenen Menschen möchten wir mit unserer grünen Anreise ein Angebot bieten, das es Ihnen ermöglicht autofrei zu uns zu kommen“, erklärt Nina Holstein, Leiterin des Gäste- & Mitgliederservice beim TVB. Ihre Abteilung übernimmt die Organisation der Anreise.

Wie wir zu Beginn bereits angesprochen haben, schaden die, durch die Autoanreise, verursachten Emissionen besonders der Region und den Menschen in den Tiroler Tourismusdestinationen. Auch das ist ein bedeutender Grund gewesen, für das Etablieren einer neuen, zeitgemäßen Anreise. Das hilft nicht nur den Menschen und der Tiroler Natur, sondern die Aktion leistet damit auch ihren Teil zur Strategie TIROL 2050 energieautonom.

So naheliegend das scheinen mag, so einzigartig ist der TVB Wilder Kaiser damit dennoch. Der langfristige Trend geht gerade in den Kernmärkten des Tiroler Tourismus weg vom eigenen Auto. Und so sichert sich die Region Wilder Kaiser einen Vorteil gegenüber anderen Destinationen in einer, zwar noch jungen, aber mittelfristig sehr wichtigen Zielgruppe.

Einmal mit dem Zug angereist, kommen die Gäste beim nächsten Mal vermehrt wieder mit den Öffentlichen. „Wir sehen nun in den Daten, dass von Jahr zu Jahr auch schon bekannte Namen wieder auftauchen“, weiß Holstein. Dies sei ein gutes Indiz dafür, dass der Service Sinn macht und gut angenommen wird. Die bereits mehr als 2.500 Shuttles, die seit Start der grünen Anreise zurückgelegt wurden, auch.

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