Erschienen: März 2016 / Lesedauer: 3 Minuten / Erfahre hier mehr über Energieeffiziente Gebäude
Bereits 1996 wurde die Straßenfassade gedämmt, die Holzveranden isoliert und 24 m² Sonnenkollektoren installiert. Dadurch wurde der Heizwärmebedarf halbiert und die Wohnnutzfläche vergrößert. Die Anzahl der BewohnerInnen verdoppelte sich im Laufe der Jahre von 17 auf 34, während durch Dachausbau und Schließen der Balkone zu ganzjährig nutzbaren Veranden die Nutzfläche um 50 % stieg. In den meisten Häusern hat gleichzeitig die Dichte abgenommen! Rund zwanzig Jahre später, hatten Gasthermen und Nachtstromboiler ihren Dienst getan und eine weitere Sanierung stand an. „Wenn schon, denn schon“, dachte sich Fuchsig und nutzte die Gelegenheit um das Haus vollständig von importierter fossiler Energie unabhängig zu machen.
Aber geht das so einfach? Einerseits sind städtische Mietshäuser der Gründerzeit aufgrund gegliederter Fassaden, gesplitterter Besitzverhältnisse oder Denkmalschutz meist nur teuer oder gar nicht zu Niedrigenergiehäusern zu sanieren. Andererseits weisen sie aufgrund der Bauweise, kompakten Formen und geringen Volumenverhältnissen einen nur mäßigen Heizwärmebedarf auf. Heinz Fuchsig hat lange recherchiert und einen Winter lang Beobachtungen angestellt.
Nach etwas Grübeln und dem Austausch mit EnergieexpertInnen fand Fuchsig eine Lösung für sein Haus: zwei zentrale Grundwasser-Wärmepumpen und ein Solarspeicher welche die gesamte Wohnanlage mit Wärmeenergie versorgen und seit 2020 nun auch kühlen können.
Doch die Umsetzung war nicht ganz so einfach. Das kleinste verfügbare Bohrgerät musste durch eine Hauseinfahrt, über zwei Grundstücke zufahren und ein privater Kellerraum musste zum Heizraum umfunktioniert werden. "Dafür gibt es im Keller nun eine gemeinschaftliche Werkstatt und eine Tauschkammer zum verleihen und leihen von Haushaltsgeräten und Spielzeug."
Mit seinem Musterprojekt will Fuchsig zeigen, dass der Einbau eines Zentralheizungssystems im Altbau mit vertretbarem Aufwand verbunden ist. Durch die Förderungen war es auch nicht teurer als eine Gaszentralheizung für das gesamte Haus gewesen wäre, die aber nicht kühlen könnte. Alleine in Innsbruck gibt es hunderte ähnliche Objekte, mit ähnlichen Schwierigkeiten, aber auch Chancen.
„Ich kann mit Stolz sagen, dass unser Heizungssystem vollständig im Sinne der Ökologie und Nachhaltigkeit funktioniert. Wir versorgen uns selbst mit regional verfügbarer Energie - irgendwann hoffentlich auch Tiroler Windkraft - und halten das Geld im Land. Wir reduzieren die Schadstoffemissionen im ganzen Gebiet und sind sicher versorgt, unabhängig von politischen oder geologischen Ereignissen.“, erzählt Fuchsig mit strahlendem Gesicht und fügt hinzu: „Warmwasser gibt es nun auch unbegrenzt und ohne Erwärmung von Räumen durch stehendes Heißwasser in Boilern im Sommer.“
Da Kühlung zunehmend Thema wird hat Fuchsig einen Abluftventilator am Dach des 20 Meter hohen Treppenhauses und eine automatische Oberlichte bei der Eingangstür installiert. Beides sorgt nun in Hitzephasen, durch automatisches Lüften zwischen zwei und sieben Uhr morgens für Kühle.
Die nächsten Bauarbeiten sollen 2030 beginnen. Dann geht es darum eine zusätzliche Wärmedämmung zu schaffen, die Fenster auszutauschen und so den Heizbedarf weiter zu senken. „Dies wäre zeitgleich mit dem Tausch der Heizungsanlage nicht finanzierbar gewesen und außerdem kann ich so zu erwartende Innovationen im Fensterbau abwarten.“