Breite Zustimmung zu Energiewende

80 Prozent der Tiroler*innen beschäftigt Energieautonomie

Eine heuer durchgeführte Befragung der Energieagentur Tirol zeigt, dass die Tiroler Bevölkerung die dringende Notwendigkeit zur Energiewende erkannt hat. Die Themen Klimaschutz und Energieversorgung landeten laut Befragung unter den Top 4 der wichtigsten Themen für die Tiroler*innen. 80 Prozent der Befragten gaben an, sich aktiv damit auseinanderzusetzen, lediglich ein Fünftel beschäftigt sich damit nur wenig bis gar nicht.

„Die Tiroler Bevölkerung trägt das Ziel der Energieautonomie Tirols bis zum Jahr 2050 mit und ist auch bereit, im Rahmen der Möglichkeiten einen Beitrag dazu zu leisten. Der Ausbau sämtlicher erneuerbarer Energieträger von der Wasserkraft über die Photovoltaik bis hin zur Windkraft stößt in Tirol auf große Akzeptanz. Viele Tirolerinnen und Tiroler investieren auch selbst in die Energiewende und gehen im Alltag ganz bewusst mit Energie um“, sieht LHStv Josef Geisler große Zustimmung zum Weg der Tiroler Energiepolitik. Bis zum Jahr 2050 will Tirol unabhängig von Importen fossiler Energieträger werden, Energie in hohem Maße einsparen und sich bilanziell mit heimischer, erneuerbarer Energie versorgen.

„Entscheidend für das Gelingen der Tiroler Energiewende ist, dass so viele Menschen wie möglich mitmachen, denn in Tirol entfallen rund 80 Prozent des Energieverbrauchs auf den Gebäudebereich und den Verkehr – nur 20 Prozent auf Industrie und Produktion“, unterstreicht Rupert Ebenbichler, einer der Geschäftsführer der Energieagentur Tirol.

Heizung zurückdrehen, Auto stehen lassen, Strom sparen

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass eine große Mehrheit der Tiroler*innen bereits Maßnahmen ergriffen hat, um die Energieautonomie in Tirol möglich zu machen. 7 von 10 Befragten änderten demnach im letzten Jahr bedingt durch die aktuelle Energiesituation oder aus Klimaschutzgründen ihr Verhalten. Die konkreten Maßnahmen: Rund ein Drittel gab an, weniger mit dem Auto zu fahren, um Energie zu sparen. Ebenfalls ein Drittel hat die Raumtemperatur gesenkt und mehr als ein Viertel (27 Prozent) sparte im Haushalt bewusst Strom ein.

40 Prozent der Tiroler*innen planen außerdem in den kommenden Jahren Photovoltaikanlagen zu installieren bzw. bereits bestehende Anlagen auszubauen. Einzig der Wechsel zu einem Elektroauto ist für viele noch nicht denkbar – so können sich laut Umfrage gerade einmal 17 Prozent eine solche Investition zukünftig vorstellen. Als Grund gaben 46 Prozent an, dass die Technik nicht umweltfreundlich bzw. die Produktion umstritten sei.

„Hier ist noch mehr Aufklärungsarbeit notwendig, um ein besseres Verständnis der Sachlage zu ermöglichen. Insbesondere, da ein Drittel des gesamten Tiroler Energieverbrauchs auf das Konto des Verkehrs geht. Die Energiewende bedeutet auch eine Mobilitätswende – hin zu sauberen Technologien“, sagt Bruno Oberhuber, ebenfalls Geschäftsführer der Energieagentur Tirol.

Zustimmung für Ausbau erneuerbarer Energiequellen

Der Ausbau erneuerbarer Energiequellen wird von den Tiroler*innen klar befürwortet: Insgesamt stehen drei Viertel der Bevölkerung den Plänen der Landesregierung hinsichtlich der Energieautonomie positiv gegenüber. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 lag die Unterstützungsrate in einer vergleichbaren Befragung bei lediglich 58 Prozent. War das Errichten von Windrädern oder Photovoltaikanlagen in der eigenen Wohnumgebung in der Vergangenheit oftmals ein Grund zu Kritik, so hat sich auch hier einiges getan. Unterschiede hinsichtlich der Zustimmungsraten von Ausbauprojekten für erneuerbare Energiequellen und Technologien abseits oder nahe der eigenen Wohnumgebung sind aktuell kaum noch gegeben. Besonders auffallend ist, dass der Ausbau der Windenergie mittlerweile viel Zustimmung findet. Bis vor Kurzem war diesbezüglich viel Kritik zu hören gewesen mit der Begründung, die Infrastruktur für Windenergie würde das Tiroler Landschaftsbild stören.

Mehr als ein Drittel der Befragten ist zudem der Ansicht, dass sie selbst nicht noch mehr beitragen könnten, um Tirols Ziel der Energieautonomie zu erreichen. Viele merkten an, dass die Politik weitere Maßnahmen in diese Richtung setzen müsse.

Bekanntheit „Tirol 2050 energieautonom“ steigt stetig

Dass das Land Tirol bis 2050 energieautonom werden möchte, wissen mehr als zwei Drittel der Bevölkerung. Die Bekanntheit des Vorhabens ist somit in den letzten fünf Jahren stetig gestiegen: 2020 waren es 58 Prozent, 2018 etwa 50 Prozent. Bei Befragten im Alter von über 49 Jahren fiel der Bekanntheitsgrad überdurchschnittlich hoch aus, Tiroler*innen unter 50 Jahren ist das Projekt dagegen mehrheitlich nicht bekannt. Ein Zusammenhang mit der unterschiedlichen Mediennutzung zwischen den Generationen ist hier denkbar.

Etwa ebenso bekannt ist das Ziel auf Bundesebene, dass Österreich bis 2040 klimaneutral sein möchte (70 Prozent wissen davon) – auch hier steigt die Bekanntheit des Vorhabens mit dem Alter. Auffallend ist, dass mehr als die Hälfte der jungen Erwachsenen noch nicht davon gehört hat. Über 60 Prozent der Tiroler Bevölkerung wünschen sich zudem mehr Berichterstattung zum Thema Energiewende – je jünger, desto häufiger der Wunsch. Die Sättigung dazu ist in den vergangenen Jahren allerdings deutlich gestiegen – Im Jahr 2020 wollten noch knapp 80 Prozent besser informiert werden.

Gemeinsam Richtung Energieautonomie

Die Energieversorgung der Zukunft ist ökonomisch und ökologisch eine der größten Herausforderungen, vor denen Tirol aktuell steht. Die Lösung liegt in einer sicheren, umweltverträglichen, langfristig zukunftsfähigen, leistbaren und kostenstabilen Energieversorgung aus den erneuerbaren Energieträgern Biomasse, Sonnen-, Wind- und Wasserkraft.  Prognosen zeigen, dass sich Tirol mit diesen Energiequellen langfristig selbst versorgen kann und damit in der Lage ist, Wohlstand zu sichern und eine nachhaltige Basis für eine starke Wirtschaft zu legen.

„Damit die Energiewende in Tirol bis 2050 umgesetzt ist, braucht es diesen umfassenden gesellschaftlichen Wandel, den wir jetzt beobachten. National und international gilt Tirol in manchen Bereichen der Energiewende schon als Vorbildregion. Nur ein echter Schulterschluss aller Akteure im öffentlichen, wissenschaftlichen, unternehmerischen und privaten Sektor ist der Garant dafür, dass das Ziel der Energiewende mit ganzer Kraft vorangetrieben werden kann“, betonen Oberhuber und Ebenbichler unisono.