Leistbar und/oder nachhaltig?

Wohnbausymposium des Landes Tirol ermöglicht umfassenden Austausch
  • Wohnbausymposium des Landes Tirol ermöglicht umfassenden Austausch rund um das Thema Wohnen
  • Wohnbauförderung des Landes bietet Unterstützung für Schaffung von Wohnraum und nachhaltiges Bauen

Leistbar und/oder nachhaltig? Wohnen ist ein zentrales Grundbedürfnis des Menschen. In Zeiten von Teuerung und Klimawandel besteht die große Herausforderung darin, sowohl leistbares als auch nachhaltiges Wohnen zu ermöglichen. Die Frage, ob Wohnen in Tirol derzeit überhaupt noch leistbar ist und ob nachhaltiges und leistbares Wohnen gleichsam unter einen Hut gebracht werden können, war Thema des Wohnbausymposiums des Landes Tirol, welches auf Initiative von Wohnbaureferent LHStv Georg Dornauer heute, Freitag, im Landhaus in Innsbruck stattfand. Im Rahmen dessen diskutierten Fachexpert*innen sowie politische Vertreter*innen aus den Gemeinden über verschiedenste Aspekte des Wohnens sowie über Maßnahmen für mehr Leistbarkeit und Nachhaltigkeit. Für fachlichen Input sorgten Vorträge von Daniel Fuhrhop, deutscher Wohnwendeökonom, Inge Schrattenecker, stellvertretende Generalsekretärin der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik, Sepp Walch, Bürgermeister von Inzing und Hannes Gschwentner, Geschäftsführer des gemeinnützigen Wohnbauträgers Neue Heimat Tirol. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurden die Ergebnisse des Symposiums von LHStv Dornauer sowie Daniel Fuhrhop und Inge Schrattenecker im Anschluss an das Symposium präsentiert.

„Wenn es um leistbaren und nachhaltigen Wohnraum für die Bevölkerung in Tirol geht, gibt es für mich keine Denkverbote. Mit dem Wohnbausymposium haben wir bewusst Expertinnen und Experten vor Ort aber auch über die Landesgrenzen hinaus eingeladen, um gemeinsam ergebnissoffen über verschiedenste Lösungsansätze zu diskutieren. Besonders wichtig war mir dabei die enge Einbindung der gemeinnützigen Wohnbauträger sowie der Gemeinden. Denn nur im Zusammenspiel aller Systempartner ist leistbares und nachhaltiges Wohnen in Tirol möglich“, so LHStv Dornauer, der weiter ausführt: „Als eines der Hauptinstrumente steht uns dafür in Tirol die Wohnbauförderung zur Verfügung. Mit dem Steuerungsinstrument können wir nicht nur finanzielle Unterstützungen anbieten, sondern vor allem Anreize für nachhaltige und ökologische Maßnahmen setzten. Mit dem kürzlich präsentierten 56 Millionen Euro-Wohnpaket des Landes Tirol haben wir das Programm dieses Jahr nochmals ordentlich aufgestockt. Aber natürlich sind wir auch gefordert im Grundverkehr, in der Raumordnung oder im Baurecht gleichermaßen effiziente und wirkungsvolle Maßnahmen zu setzen.“

Nutzung von unsichtbaren Wohnraum

Eine Möglichkeit, um leistbares und nachhaltiges Wohnen zu schaffen, ist die Nutzung von sogenannten unsichtbarem Wohnraum.

„Unsichtbarer Wohnraum ist vorhandener Wohnraum, der nicht genutzt wird und von dem die Bewohnerinnen und Bewohner selbst sagen, dass sie diesen nicht benötigen und sich eine bessere Nutzung vorstellen können – etwa in großen Wohnungen, die nur von einer Person bewohnt werden. So leben in Österreich über 750.000 Personen alleine in einer Wohnung mit drei Zimmer oder mehr. Durch Untermieten oder auch sozialer Wohnraumvermittlung kann unsichtbarer Wohnraum nutzbar gemacht werden. Damit entsteht nicht nur leistbarer, sondern auch nachhaltiger Wohnraum, da keine Neubauten errichtet werden müssen“, erklärt Wohnwendeökonom Fuhrhop.

Dem pflichtet auch LHStv Dornauer zu: „Ein gänzlicher Stopp von Neubauvorhaben ist aufgrund des Bedarfs in Tirol nicht möglich. Dennoch: Die Schaffung von Wohnraum auf bereits versiegelten Flächen, sei es durch Sanierungen oder Nachverdichtungen, ist sowohl günstiger als auch nachhaltiger. Statt grüne Wiesen zu verbauen, können etwa Dachböden ausgebaut, oder überdimensionierte Wohnungen aufgeteilt werden. Als Land Tirol unterstützen wir solche Vorhaben durch vielfältige Förderungen.“

Eine Übersicht über die Förderungen für Sanierungen und Nachverdichtungen im Rahmen der Wohnbauförderung finden sich unter www.tirol.gv.at/wohnbaufoerderung.

Klimafittes Bauen = leistbares Wohnen

Nachhaltiger Wohnraum kann erst durch klimafittes Bauen und Sanieren geschaffen werden. Dazu zählen neben der Energieeffizienz, die Verwendung von ökologischen Baustoffen, die Nutzung bzw. der Umstieg auf erneuerbare Energieträger sowie eine klimaverträgliche Mobilitätsplanung. Um Vorzeigebeispiele für nachhaltiges Bauen vor den Vorhang zu holen, bekommen besonders nachhaltige Gebäude die Auszeichnung „klimaaktiv Standard“ verliehen.

„Der Gebäudesektor ist ein wesentlicher Baustein für die Erreichung der Klimaziele, dieses Bewusstsein ist bei der Baubranche angekommen. Immer mehr Bauvorhaben entsprechen unseren nachhaltigen Kriterien. Ein Drittel unserer österreichweiten Auszeichnung wurde dabei an Tiroler Bauvorhaben vergeben“, erklärt die Leiterin des Programms klimaaktiv Gebäude von der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik, Inge Schrattenecker.

Beispiel eines ausgezeichneten Projekts ist das neuerrichtete Gästehaus am Tiroler Bildungsinstitut (TBI) Grillhof in Igls bei Innsbruck. Alleine durch die gewählte Holzbauweise wurden im Vergleich zu einem reinen Betonbau 156 Tonnen an CO2 eingespart. Ebenfalls umgesetzt wurden eine Wärmepumpe mit Tiefenbohrung, eine Photovoltaik-, sowie eine Solar-Anlage für die Warmwasseraufbereitung.

Damit das klimafitte Bauen auch leistbar bleibt, werden im Rahmen der Wohnbauförderung nachhaltige Maßnahmen besonders gefördert.

„Leistbares und nachhaltiges Bauen sind in Tirol kein Widerspruch. Werden etwa verbesserte Dämmungen verwendet oder erneuerbare Energieressourcen wie Photovoltaik-Anlagen installiert, wird der finanzielle Mehraufwand durch die Wohnbauförderung größtenteils gedeckt. Mittel- und langfristig wird das nachhaltige Wohnen durch die niedrigeren Energiekosten zudem günstiger. Eine Win-win-Situation für das Geldbörserl und das Klima“, weiß auch LHStv Dornauer und fasst zusammen: „Viele Faktoren im Wohnungsmarkt – etwa Baukosten oder internationale Preisanpassungen – können in Tirol nicht bestimmt werden. Nichtdestotrotz haben wir mit der Wohnbauförderung in Tirol ein Instrument, um Menschen beim Wohnen zu unterstützen und Anreize für mehr Nachhaltigkeit zu setzten.“