Aufgrund der Schadereignisse und Borkenkäfersituation ist in Tirol aktuell ausreichend Holz auf dem Markt. Um den Bedarf an Bau-, Industrie- und Energieholz auch in Zukunft decken zu können und die Versorgungssicherheit mit dem heimischen nachwachsenden Rohstoff zu gewährleisten, hat das Land Tirol eine Studie zum Holz- und Biomassepotenzial in Auftrag gegeben. Die letzte derartige Studie stammt aus dem Jahr 2007.
„Trotz der hohen Schadholzmenge ist in unseren Wäldern ein hoher Holzvorrat gegeben. Damit können wir mittel- bis langfristig sogar mehr Holz nachhaltig aus unseren Wäldern holen. Mit einer gezielten und verstärkten Holzbewirtschaftung beschleunigen wir außerdem den Umbau unserer Wälder hin zu bunten, klimafitten und widerstandsfähigen Wäldern“, fasst Forstreferent LHStv Josef Geisler die Kennzahlen der aktuellen Waldinventur sowie Zwischenergebnisse einer Studie des Bundesforschungszentrums für Wald zum Holz- und Biomasseaufkommen in Tirol zusammen.
Konkret stehen in Tirols Wäldern 118 Millionen Kubikmeter Nadelholz und zehn Millionen Kubikmeter Laubholz. Das entspricht einem Güterzug von 11.200 Kilometern Länge. Bisher ging man in Tirol von einer nachhaltig möglichen Holzernte von 1,7 Millionen Kubikmetern pro Jahr aus. Laut aktuellen Daten liegt dieser Wert für die nächsten zehn Jahre aber um rund ein Sechstel höher bei rund zwei Millionen Kubikmetern. Das entspricht einer täglichen Holznutzung von 5.500 Kubikmeter. Mit einer solchen Holzmenge können theoretisch pro Tag etwa 130 Einfamilienhäuser in Holzbauweise errichtet werden.
„Eine Steigerung der Holzernte und die vermehrte Nutzung von Holz als Baustoff und als Brennstoff sind im Sinne der Nachhaltigkeit, der Energiewende und des Klimaschutzes. Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um die Versorgung mit heimischem Holz auch in Zukunft sicherzustellen und den Umbau unserer Wälder hin zu klimafitten, bunten und widerstandsfähigen Wäldern voranzutreiben“, so LHStv Geisler.
Die Herausforderung liegt darin, das nachhaltig nutzbare Holz tatsächlich aus dem Tiroler Wald zu bringen. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre wurden lediglich 80 Prozent des angenommenen Holzzuwachses auch geerntet. Viele Arbeitskapazitäten waren nach Stürmen, Schnee und Borkenkäfer in der Aufarbeitung von Schadholz gebunden. Etwa 600.00 Kubikmeter Holz – rund ein Drittel des Jahreseinschlags – fielen den Stürmen im heurigen Sommer in Nordtirol zum Opfer.
„Um bei den Bemühungen für einen klimfafitten Bergwald der Zukunft erfolgreich zu sein, müssen die heimischen Bestände aktiv bewirtschaftet werden“, betont Landesforstdirektor Josef Fuchs einmal mehr. Nützen und schützen gehen dabei Hand in Hand. „Das Potenzial für eine Anhebung des Holzeinschlags liegt vor allem in der so genannten Durchforstungsreserve. Darunter versteht man gezielte Pflegeeingriffe in junge Bestände“, erklärt Fuchs.
Wurden in den vergangenen fünf Jahren im Zuge von Durchforstungen durchschnittlich 170.000 Kubikmeter Holz geerntet, könnte dieser Wert in den nächsten zehn Jahren um mehr als das Doppelte auf über 400.000 Kubikmeter steigen.
„Damit das gelingt, braucht es einen attraktiven Holzpreis, Förderanreize und vor allem auch entsprechend qualifiziertes Personal“, ist sich der Landesforstdirektor bewusst.
Aktuell sind für Durchforstungen besonders attraktive Anreize in der forstlichen Förderung gegeben, allerdings drückt die anhaltende Konjunkturschwäche auf die Holzpreise. Zentral ist auch die Aus- und Weiterbildung von professionellen Arbeitskräften. Ab dem kommenden Jahr gibt es als Ergebnis des Forstgipfels im heurigen Sommer in der Landesforstdirektion eine eigene Koordinierungsstelle, die sich speziell um die Aus- und Weiterbildung von professionellen Forstarbeitskräften bemüht.