Markus Mayr macht sich mit seinem E-Bike auf den Weg zur Arbeit. Er hat sich sein Hobby zum Beruf gemacht und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur energiepolitischen Strategie des Landes, bis 2050 energieautonom zu sein. Er leitet das Biomasseheizwerk der Tirol Milch in Wörgl. Ein in höchstem Maße wirtschaftliches Heizwerk, welches das ganze Unternehmen mit Raum- und Prozesswärme versorgt.
„Unser 14 Meter hoher Biomassekessel ist seit 2007 in Betrieb und besteht aus 60 Tonnen Schamott. Das darin verbrannte Holz gibt bei etwa 1000°C seine gespeicherte Energie frei. Diese wird dann in Form von Dampf in unserem Betrieb zum Anwärmen von Milch, Käsefertiger, Jogurt, Topfen, Wasser, usw. verwendet“, erklärt Markus.
Markus ist seit dem ersten Spatenstich dabei. Kein Wunder. Schließlich hat er sich bereits vor über dreißig Jahren, als noch kaum einer von Biomasse sprach, seine eigene Hackschnitzelheizung gebaut. Damals hat er einfach einen Festbrennstoffkessel seitlich aufgeschnitten, einen Vor-Ofen dazu gebaut, eine automatische Beschickung gebastelt, die von einem umgebauten Holzspalter angetrieben wurde.
Aber woher rührt diese enge Verbindung zum Naturstoff Holz? Markus ist auf einem wunderschönen landwirtschaftlichen Hof aufgewachsen. Später hat er den Betrieb von seinen Eltern übernommen und 1991 auf Bio umgestellt. „Durch die Landwirtschaft lernt man die Natur wertzuschätzen, nachhaltig mit ihr umzugehen, sie zu pflegen und zu hegen. Jeder Bauer, der das nicht so macht, handelt und lebt auf Kosten seiner eigenen Kinder und Kindeskinder.“
Markus ist ein wahres Energievorbild und lebt Nachhaltigkeit in allen Bereichen. Sei es im Biomasseheizwerk, oder in der Landwirtschaft, beruflich hat Markus jeden Tag mit Umweltschutz und Energieeffizienz zu tun. Aber auch privat leistet er einen wesentlichen Beitrag. Sein 500 Jahre altes Bauernhaus, das im 17. Jahrhundert als Gasthaus und Poststation fungierte, hat er in Begleitung des Denkmalamtes und eines Energieberaters thermisch saniert und so nicht nur die Energieeffizienz, sondern auch die Wohnqualität gesteigert.
Bei den Mayrs wird Tradition neu interpretiert.
„Wir leben hier wirklich im Paradies und sollten dafür sorgen, dass es so bleibt.“
Dazu gehört für Markus auch der Austausch zwischen Jung und Alt, Tradition und Innovation. Seine Frau Helene empfängt in ihrem Betrieb TRACHT&BRAUT regelmäßig junge Mädchen und zeigt ihnen wie stilechte Kasettl Trachten richtig getragen werden „und man dabei fesch ausschaut“, erzählt sie.
„Mir gefällt, dass nicht nur Regionalität verkauft und von den Bauern eingefordert, sondern auch selbst gelebt und umgesetzt wird.“
Seine Argumente sind dabei vor allem Regionalität und die positive CO2-Bilanz. Holz ist ein heimischer Brennstoff, der nachwächst. Die Aufbereitung des Brennstoffes, ob Stückholz, Hackschnitzel oder Pellets ist einfach und braucht wenig Energie. Die Transportwege sind kurz. Die Lagerung ist nicht umweltgefährdend. Wärme aus Bioenergie reduziert Kosten und Treibhausgase. Der Sektor Bioenergie dient nicht nur dem Umweltschutz, sondern schafft auch Chancen am Arbeitsmarkt.
Wenn man Markus zuhört, merkt man, dass er in seinem Beruf eine Berufung gefunden hat. Zusammen mit Kesselherstellern, der Planungsfirma und der TU Graz hat er in den letzten beiden Jahren getüftelt und gewerkelt. Das Ergebnis: Eine neue modulare Regelung, die wiederum eine Wirkungsgradsteigerung bei noch optimalerer Verbrennung möglich macht.
In Wörgl wird zudem eine Fernwärmeversorgung aufgebaut, mit dem ehrgeizigen Ziel, diese ausschließlich mit Abwärme der Wörgler Industriebetriebe zu betreiben. Diese mutige und richtungsweisende Entscheidung der Stadt Wörgl eröffnet Möglichkeiten bisher nicht verwendete Energie zu nutzen.
Diese Geschichte ist erschienen: 2016