Freibad Westendorf

Ein Sommer von morgen

Ein Freibad lädt zum Entspannen und Erholen ein, es schafft aber auch die Möglichkeit für Bewegung und Begegnung. Die e5-Gemeinde Westendorf hat es geschafft, das örtliche Freibad zukunftsfit zu sanieren und gleichzeitig auf erneuerbare Energieversorgung umzusteigen. So wurde eine drohende Schließung abgewendet.

Erschienen: Juli 2025 / LESEDAUER: 4 Minuten / Erfahre hier mehr Über Umweltwärme

Vor 56 Jahren wurde das Freibad Westendorf eröffnet. Es war und ist seitdem ein Platz zum Großwerden, zum Abkühlen und für Erinnerungen, die eben nur im Freibad erlebt werden können. Allerdings stand dieser Ort vor dem Aus – Neubau oder Abriss standen im Raum. Keine wirkliche Traumlösung, nicht für die Bevölkerung, aber auch nicht für die Gemeinde, die Teil des Tiroler e5-Programms ist. Dass am Ende doch alle zufrieden sind und das neue Freibad sämtliche Erwartungen und vor allem das alte Bad deutlich übertrifft, davon haben wir uns vor kurzem selbst überzeugt.

Freibäder als Energiefresser?

Freibäder stehen in zahlreichen Gemeinden immer wieder zur Diskussion. Die bestehenden Bäder sind meist veraltet, die laufenden Kosten sind hoch und der Betrieb energieintensiv. Ein kompletter Neubau nach heutigen Energiestandards würde aber die meisten Gemeindebudgets übersteigen. Und weil Gemeinden eine aktive Rolle im Kampf gegen den Klimawandel haben, müssen sie sich mit dem eigenen Energieverbrauch genauso wie mit der Ressourcennutzung auseinandersetzen. Während Freibäder für die Bevölkerung ein wichtiger sozialer Treffpunkt für jung und alt sind, gehören sie für Gemeinden zu den ressourcenintensiven Bauwerken. Lässt sich der Betrieb eines eigenen Schwimmbades mit TIROL 2050 energieautonom vereinen?

Oder sollte ein altes Freibad lieber einfach geschlossen und dadurch Kosten und Energie eingespart werden?

„Dass wir das Bad schließen, stand lange zur Debatte.“

Bürgermeister René Schwaiger, 
e5-Gemeinde Westendorf

Neubau, Bad schließen oder eine andere Lösung?

 „Dass wir das Bad schließen, stand lange zur Debatte“, erklärt der Bürgermeister von Westendorf, René Schwaiger. „Das bestehende Bad war einfach zu alt und zu kostenintensiv, um es noch sinnvoll betreiben zu können“, führt er fort. „Und die Kosten eines Neubaus konnten wir im Gemeinderat lange nicht durchbringen.“ Als krönende Lösung stellte sich letztendlich die Weiternutzung der fast gesamten, bereits bestehenden Infrastruktur heraus, die mit gezielten Erneuerungen verbessert wurden.

Woher kommt die Energie?

Die Verantwortlichen wollten sich vor allem um den Energieverbrauch und die -produktion kümmern. Denn Energie ist einer der größten laufenden Kostentreiber für die Gemeinden. Das Wasser für die Schwimmbecken und Duschen müssen beheizt werden, das Betriebsgebäude benötigt Energie und der Bauhof des Tourismusverbandes befindet sich auch noch im selben Gebäude.

 „Wir haben uns dann für drei Luftwärmepumpen entschieden, die von einer Photovoltaik-Anlage mit rund 96 Kilowatt-Peak (kWp) fast zur Gänze betrieben werden können“, erklärt der Bürgermeister sichtlich stolz. Auch die weiteren Stromverbraucher werden mittels unerschöpflicher Sonnenenergie versorgt. Das Freibad ist bilanziell übers Jahr fast zu 100 Prozent mit Eigenstrom versorgt. Ein gutes Argument für ein Freibad in dieser Form – finden schlussendlich sowohl der Gemeinderat als auch die Gemeindebürger*innen. Durch die wirtschaftliche Amortisierung der Photovoltaik-Anlage in den nächsten Jahren und dem gleichzeitigen Wegfall der Öl-Einkäufe sinkt die finanzielle Belastung deutlich.

Adaptierungen fanden nicht nur beim sanierten Kabinengebäude statt. Das Buffetgebäude wurde neu errichtet und beheimatet die Toiletten-Anlage, die Personalumkleiden und behindertengerechte Umkleiden. Neu stehen nun außerdem ein Wasserspielpark, ein Kinderbecken sowie Bahnen, die auch für Wettkämpfe nutzbar sind, zur Verfügung.

„Wir haben uns dann für drei Luftwärmepumpen entschieden, die von einer Photovoltaik-Anlage mit rund 96 Kilowatt-Peak (kWp) fast zur Gänze betrieben werden können.“

Bürgermeister René Schwaiger, 
e5-Gemeinde Westendorf

Technologischer Fortschritt

Auch die Wasserqualität wird mit modernsten Standards und computergestützt ständig kontrolliert, um einen dauerhaften und sorgenfreien Badebetrieb zu ermöglichen. „Früher hat das unser alter Bademeister erledigt. Der hat genau gewusst, an welchem Regler er drehen muss, wenn der pH-Wert mal nicht gepasst hat“, erinnert sich Menno, einer der derzeitigen Bademeister. „Das läuft nun zum Glück alles computergesteuert und erleichtert uns somit die Arbeit enorm. Dadurch wird der Badeaufenthalt auch sicherer, weil wir nicht mehr kurzfristig in den Keller müssen, um etwas am Wasser zu ändern, sondern uns vollkommen auf unseren Job als Retter in der Not konzentrieren können“, weiß er um die Vorteile der neuen Anlage.
 

Die Stimmung in der Gemeinde

Wir waren zwar vor der diesjährigen Saisoneröffnung zu Besuch im Freibad, laut dem Bürgermeister ist die Stimmung unter den Badegästen nach der Wiedereröffnung im letzten Jahr und einer erfolgreichen ersten Badesaison im sanierten Freibad schon sehr gut. „Wir wollen hier mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass auch ein Freibad nachhaltig gebaut und betrieben werden kann, wenn gewisse Dinge beachtet werden. Das soll inspirieren einerseits und andererseits natürlich der kommenden Generation einen Ort bieten, an dem ebenso schöne Erinnerungen und Freundschaften entstehen können wie für unsere Generation und die davor“, freut sich der Bürgermeister.

Das alte Freibad war wohl tatsächlich Teil eines sprichwörtlichen „Sommer wie damals“. Westendorf hat es geschafft, ebendieses Freibad für einen „Sommer von morgen“ zu erhalten.

Du willst keine Geschichte mehr verpassen?

Dann melde dich hier zu unserem Newsletter an.