Am 8. August hat die Menschheit das Budget der Natur für dieses Jahr aufgebraucht. Dies berechnet Global Footprint Network, eine Forschungsorganisation, welche dafür mit dem Fussabdruck eine Buchhaltungsmethode entwickelt hat. Die Methode dient dazu, unsere Ressourcenabhängigkeit zu messen und zu managen. Dies wird auch im Kontext des Klimawandels immer wichtiger.
Der „Earth Overshoot Day“ markiert den Tag, ab dem wir aus ökologischer Sicht über unseren Verhältnissen leben. Das bedeutet, dass die Menschheit vom 1. Januar bis zum 8. August so viel von der Natur verbraucht hat, wie die Erde im ganzen Jahr regenerieren kann. Der Mehrverbrauch ist möglich, weil wir mehr CO2 in die Atmosphäre ausstossen können als unsere Ozeane und Wälder absorbieren, weil wir schneller fischen können, als sich die Fischbestände erholen, und wir Bäume schneller fällen können, als sie nachwachsen.
Der CO2 Ausstoss ist der am schnellsten wachsende Anteil des ökologischen Overshoots. Der CO2- Fussabdruck macht heute 60% des Bedarfs der Menschheit an die Natur aus, welchen wir als Ökologischen Fussabdruck bezeichnen. Um das 2°C Ziel des Pariser Klimaabkommens vom Dezember 2015 zu erreichen, welches von beinahe 200 Ländern gutgeheissen wurde, müsste der CO2 Ausstoss weltweit vor 2050 auf null sinken. Oder noch früher, wenn das 1.5°C Ziel erreicht werden soll. Dies erfordert eine neue Art, auf unserem einen Planeten zu leben.
“Solch eine neue Lebensweise ist mit vielen Vorteilen verbunden. Doch muss man auch etwas dafür tun, sodass eine klimafreundliche Lebensweise zur Norm wird”, sagt Mathis Wackernagel, Mitbegründer und CEO von Global Footprint Network. “Das Gute ist, dass dies mit der heutigen Technologie möglich und sogar lukrativ ist. Die volkswirtschaftlichen Gewinne überschreiten die Kosten. Dies wird neue Wirtschaftsbereiche stimulieren wie z.B. erneuerbare Energien oder so genannte Smart Grids, also intelligente Stromnetze. Gleichzeitig reduzieren sich Risiken und Kosten von ungeeigneter Infrastrukturen oder von Klimaereignissen. Das einzige, von dem es noch mehr braucht, ist politischer Wille.”
Einige Länder stellen sich heute schon der Herausforderung. Zum Beispiel generierte Costa Rica in den ersten drei Monaten des Jahres 2016 97% seines Elektrizitätsverbrauchs aus erneuerbaren Quellen. Portugal, Deutschland und Grossbritannien zeigten dieses Jahr ebenfalls erstaunliche Fortschritte im Potential der erneuerbaren Energien: 100% ihres Elektrizitätsbedarfs wurde für einige Minuten, oder im Fall von Portugal für einige Tage, ausschliesslich von erneuerbaren Energieträgern abgedeckt. Ebenso hat die chinesische Zentralregierung einen Plan entworfen, um den Fleischkonsum der chinesischen Staatsbürger um 50% zu reduzieren, was die CO2 äquivalenten Emissionen der chinesischen Nutztierindustrie bis 2030 um eine Milliarde Tonnen pro Jahr reduzieren würde.
Gleichzeitig kann auch jeder von uns durch Anpassungen im täglichen Leben einen Beitrag leisten.
Da die globale Erdbevölkerung gewachsen und der Konsum sich gesteigert hat – mit höheren CO2 Emissionen – hat sich der Earth Overshoot Day vom späten September im Jahr 2000 auf den 8. August in diesem Jahr verschoben. Glücklicherweise scheint sich der Overshoot Day langsamer nach vorne zu bewegen als zuvor. Gleichzeitig aber war der Overshoot noch nie so hoch.
“Das Klimaabkommen von Paris ist bis jetzt das deutlichste Zeichen für die Notwendigkeit, den CO2 Fussabdruck drastisch zu reduzieren. Am Ende haben wir die Wahl zwischen Stabilität oder Kollaps “, sagte Wackernagel. “Wir empfehlen Nationen, Städten und Individuen vehement in Aktion zu treten und die Pariser Ziele zu einer greifbaren Realität zu machen.“