Rund zwei Drittel mehr E-Pkws neu zugelassen
Die Zahl der neuzugelassenen E-Pkw ist heuer in Tirol um zwei Drittel gestiegen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Landesweit fahren 2,9 Prozent der Neuwagen nur mit Strom, im Bezirk Kufstein ist der Anteil am höchsten, vor den Bezirken Kitzbühel und Schwaz. Sechs von zehn Neuwagen werden auf Firmen oder andere "juristische Personen" neuzugelassen. Durch eine Reform der Firmenwagenbesteuerung kann die für das Erreichen der Klimaziele nötige Energiewende im Verkehr beschleunigt werden, betont der VCÖ. Zudem sind SUV und Pick-Ups von der Liste der steuerbegünstigten "Fiskal-Lkw" zu streichen.
728 E-Pkw wurden heuer in den ersten drei Quartalen in Tirol neuzugelassenen und damit um rund zwei Drittel mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (445), wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. 2,9 Prozent der Neuwagen fahren ausschließlich mit Strom. Tirols Spitzenreiter ist der Bezirk Kufstein mit bereits 5,5 Prozent, vor den Bezirken Kitzbühel und Schwaz (jeweils 3,3 Prozent). Im Bezirk Reutte ist landes- und bundesweit der E-Pkw-Anteil mit 0,5 Prozent am niedrigsten.
Der VCÖ erinnert daran, dass Österreichs Klimaziel vorsieht, dass der Verkehr bis zum Jahr 2030 seine CO2-Emissionen um ein Drittel zu reduzieren hat. In den vergangenen vier Jahren sind in Österreich die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs aber statt zu sinken weiter gestiegen. Der Pkw-Verkehr ist in Österreich für 60 Prozent der CO2-Emissionen des Verkehrs verantwortlich. Laut Umweltbundesamt verursachen E Pkw in der Gesamtbilanz - also inklusive Batterie- und Fahrzeugherstellung - mit österreichischem Strommix um 56 Prozent weniger CO2 als ein durchschnittlicher Pkw mit Verbrennungsmotor.
Der VCÖ sieht den hohen Anteil an Firmenwagen bei den Pkw-Neuzulassungen als Chance, die für das Erreichen der Klimaziele nötige Energiewende im Verkehr zu beschleunigen. In Tirol wurden in den ersten neun Monaten sechs von zehn Neuwagen auf Firmen oder andere "juristische Personen" zugelassen. Auch bei den Firmenwagen ist der Anteil der E-Pkw mit 3,4 Prozent niedrig, der Anteil der Benzin- und Diesel-Pkw mit zusammen rund 93 Prozent ist um ein Vielfaches höher, berichtet der VCÖ.
Derzeit wird die private Nutzung von Firmenwagen steuerlich begünstigt. Emissionsfreie Pkw sind gänzlich vom Sachbezug befreit. Für die anderen Pkw beträgt der monatliche Sachbezug nur 1,5 Prozent der Anschaffungskosten, wenn laut Herstellerangaben weniger als 122 Gramm CO2 pro Kilometer emittiert werden. Im Vorjahr wies bereits die Hälfte aller Neuwagen am Papier diesen Wert auf. Die realen Emissionen sind höher. Zudem ist der zu versteuernde Sachbezug mit höchsten 720,- Euro pro Monat gedeckelt - egal, wie viele Kilometer gefahren werden und auch wenn das Tanken inkludiert ist. Damit wird klimaschädliches Vielfahren zusätzlich begünstigt. Für Pkw, die über dem CO2-Grenzwert liegen beträgt der monatliche Sachbezug nur 2 Prozent und höchstens 960,- Euro.
In Summe sparen sich derzeit Arbeitgeber und Arbeitnehmer Einkommenssteuer und Sozialabgaben, wenn Arbeitnehmer einen Firmenwagen statt eines höheren Gehalts erhalten. Diese Regelung ist in Zeiten der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß, betont der VCÖ. Der monatliche Sachbezug soll für Pkw mit Verbrennungsmotor auf 2,5 Prozent des Anschaffungspreises erhöht werden, die Deckelung des Sachbezugs ist abzuschaffen. Und so wie es beim Anschaffungspreis eine Angemessenheitsgrenze gibt, ab der Unternehmen einen Firmen-Pkw nicht mehr steuerlich absetzen können, soll es auch eine Grenze für einen angemessenen CO2-Ausstoß geben.
Großen Reformbedarf sieht der VCÖ auch bei den so genannten "Fiskal-Lkw". Diese Fahrzeuge sind für Unternehmen von der Umsatzsteuer befreit. Das Problem: Neben echten Transportfahrzeugen, die berechtigterweise als Betriebsmittel gelten, befinden sich in der Liste auch große SUV und Pick-Ups, die als Pkw anstelle von nicht steuerbegünstigten Modellen genutzt werden. Zudem können Unternehmen bei "Fiskal-Lkw" im Gegensatz zu Pkw auch Anschaffungskosten über 40.000 Euro von der Steuer absetzen. "Dass ausgerechnet Pick-Ups, die nicht nur Spritfresser, sondern auch extreme Platzfresser sind, noch stärker steuerlich begünstigt werden als herkömmliche Pkw, ist ein Systemfehler, der rasch zu korrigieren ist", betont VCÖ-Experte Gansterer. Der VCÖ fordert, dass SUV und Pick-Ups von der Liste der Fiskal-Lkw gestrichen werden.
(Anteil E-Pkw an den Pkw-Neuzulassungen 1.1. bis 30.9. 2019 und die absolute Zahl der E-Pkw. Quelle: Datafact, VCÖ 2019)
(in Tirol von "juristischen Personen" zw. 1.1. und 30.9. 2019 neuzugelassenen Pkw nach Antriebsarten. Quelle: Datafact, VCÖ 2019)