08. Februar 2017

Effizientes Heizwerk

Die Ortswärme Lermoos versorgt 160 Abnehmer klimaschonend mit Wärme und wurde nun bei der zentraleuropäischen Biomassekonferenz im Rahmen des klima:aktiv-Programms ausgezeichnet.


Die Ortswärme Lermoos entwickelte sich über wenige Jahre zum Erfolgsmodell: Ende 2009 wurde mit gut 80 Abnehmern gestartet, bis Ende 2016 wurde diese Zahl fast verdoppelt. Durch diesen Zuwachs beträgt der jährliche Brennstoffbedarf mittlerweile knapp 30.000 Schüttraummeter an Biomasse, der ausschließlich aus der unmittelbaren Region rund um die Zugspitze stammt. Mit dem Heizwerk wird die Wärmeversorgung von privaten, kommunalen und gewerblichen Objekten im 1.100-Einwohner-Ort übernommen, der mit 4.200 Gästebetten auch großen Energiebedarf in der Hotellerie aufweist. „Das Herz der Heizanlage sind ein 3.000 kW starker und ein kleinerer 1.500 kW Ofen sowie eine Wärmerückgewinnung, die durch Kondensation des Abgases zusätzliche 500 bis 600 kW bringt. Ein 90.000-Liter Heißwasser-Pufferspeicher sorgt zudem für die Absicherung zu Spitzenzeiten“, beschreibt Peter Wörz, Installateur in Lermoos und Betriebsleiter der Anlage, das Herz des Werks. Bürgermeister Stefan Lagg unterstreicht die Bedeutung der Anlage für die Gemeinde: „Nicht weniger als 160 Betriebe und Privatabnehmer sind angeschlossen. Durch die nachhaltige Energiegewinnung profitieren wir durch eine geringere Belastung durch Hausbrand, außerdem wird weniger Öl verbraucht. Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Betriebsführung ist durchwegs positiv – die Beteiligung der Gemeinde hat sich auf alle Fälle ausgezahlt.“

Im vergangenen Jahr wurden 20 Gigawatt-Stunden Wärme produziert, die über ein rund 10 Kilometer langes Rohrleitungsnetz zu den 160 Abnehmern verteilt wird. Dass es sich nicht nur durch die Verwertung regionaler Biomasse um eine äußerst nachhaltige Form der Energiegewinnung handelt, zeigt auch die hohe Wärmerückgewinnung aus dem Abgas. Nicht weniger als 10 Prozent der benötigten Wärme können aus dem Abgas gewonnen werden. Der hohe Grad an Effizienz und technischem Fortschritt wurde nun im Rahmen der zentraleuropäischen Biomassekonferenz in Graz vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) in der Kategorie „Höchster Wärmerückgewinnungsanteil“ ausgezeichnet. Überzeugt hat das Biomasseheizwerk aber nicht nur durch den hohen Wärmerückgewinnungsanteil aus dem Rauchgaskondensator, sondern auch durch engagierte Betreiber und dem guten Gesamtkonzept.

Zukunftsträchtiger Energielieferant und Wertschöpfung in der Region
Durch den Einsatz von Biomasse und dem hohen technischen Standard erspart die Ortswärme Lermoos dem Zugspitzkessel eine große Menge an klimaschädlichem CO2. Würde die gleiche Menge an Wärme mit Heizöl produziert, würden 5.800 Tonnen Kohlendioxid emittiert, bei Erdgasversorgung liegt die CO2-Emmision mit 4.200 Tonnen auf ebenfalls sehr hohem Niveau. Hermann Gahr, Obmann der BioEnergie Tirol, ergänzt: „Auch mit der Klimastrategie des Landes „Tirol 2050“, die sich dafür ausspricht, dass 2050 kein Heizöl und Erdgas mehr zum Heizen verwendet werden wird, geht das Energiekonzept in Lermoos damit vollends konform. Zudem passt es auch zu den Vereinbarungen der Weltklimakonferenz in Paris, wonach zur Erreichung der Klimazielsetzungen gegen die globale Erwärmung mit lokalen Maßnahmen gehandelt werden muss.“

Die Entwicklung dieses Heizwerks und der Rückhalt des Projektes bei den Abnehmern freut Klaus Flörl, Geschäftsführer der Ortswärme Lermoos: „Die gute Zusammenarbeit aller Gesellschafter und der Gemeinde sowie das große Vertrauen der Abnehmer und Lieferanten machen das Heizwerk zu diesem besonderen Projekt. Ohne alle Beteiligten, die seit 2009 hinter dem Projekt stehen, wäre es nur eines unter vielen der österreichweit 2.000 Biomasse-Heizwerke. Die technische Weiterentwicklung und Qualitätssicherung werden wir so weiterführen.“

Das Heizwerk in Lermoos liefert nicht nur umweltschonende Wärme, sondern wirkt sich außerdem positiv auf die Wertschöpfung vor Ort und die Waldbewirtschaftung in der Region aus. Zur Wärmeproduktion werden ausschließlich regionale nachwachsende Ressourcen verarbeitet. Die Absicherung von Erträgen für Waldbesitzer und die Beauftragung von Dienstleistern aus der Region in den verschiedenen Bereichen, wie der Holzbringung, der Hackgut-Produktion sowie dem Betrieb und der Instandhaltung des Werkes, schaffen Wertschöpfung im Außerfern. Seit der Eröffnung der Anlage nahm auch die Verwertung von Ast- und Gipfelholz in den Wäldern der Region merklich zu – ein rundum geschlossener Kreislauf mit Vorbildwirkung.