Energiemonitoringbericht 2020

Tirol legt bei Photovoltaik, Wärmepumpen und Fernwärme zu
  • Zuwachs bei Photovoltaik um 13 Prozent gegenüber 2019, 23.000 Fernwärmeanschlüsse und rund 5.000 Wärmepumpen mehr

  • 57 Prozent der derzeit eingesetzten Energie aus fossilen Energieträgern, Energiewende nur mit entsprechendem Ausbau der Wasserkraft und der Sonnenenergie erreichbar

  • Energiebedarf pro EinwohnerIn seit 2005 um 6,7 Prozent gesunken, Gesamtenergiebedarf um 1,9 Prozent leicht gestiegen.

  • Seit 2005 19 Prozent Energieeinsparung im Sektor Produktion, elf Prozent Steigerung bei Mobilität, acht Prozent Plus im Sektor Gebäude.

Die ersten Ergebnisse aus dem Tiroler Energiemonitoringbericht 2020 liegen vor. Demnach legt Tirol sowohl bei Photovoltaik (PV) als auch im Bereich der Wärmepumpen und bei der Fernwärme deutlich zu. Um 13 Prozent auf rund 9.200 konnte die Anzahl der PV-Anlagen im Vergleich zum Jahr 2019 gesteigert werden. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl PV-Spitzenreiter sind übrigens die Gemeinden Assling (Bezirk Lienz), Wildermieming (Bezirk Innsbruck-Land) und Holzgau (Bezirk Reutte). In diesen Gemeinden wurde pro EinwohnerIn eine Leistung von 1.000 bis 1.500 kWp installiert. Auch der Trend zur Wärmepumpe als alternatives Heizsystem hält an. Rund 5.000 Wärmepumpen waren in Tirol 2020 in Betrieb. Immer beliebter werden Luftwärmepumpen. Das Tiroler Fernwärmenetz umfasst mittlerweile knapp 100 Anlagen mit rund 23.000 Anschlüssen.

„Nichtsdestotrotz decken wir unseren Energiebedarf noch immer zu 57 Prozent aus fossilen Energieträgern und wenden dafür bis zu zwei Milliarden Euro auf. Von der Energiewende sind wir noch einige große Schritte entfernt. Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen – sowohl was das Energiesparen als auch den Ausbau der Erneuerbaren und den Ausstieg aus den Fossilen anlangt – damit Tirol im Jahr 2050 energieautonom ist und seinen Energiebedarf bilanziell zu 100 Prozent aus heimischen, erneuerbaren Ressourcen decken kann“, verdeutlicht Energielandesrat LHStv Josef Geisler. Dass nunmehr die PV-Förderung des Landes für Private mit jener des Bundes kombinierbar ist, werde dem PV-Ausbau einen weiteren Schub geben. „Dafür haben wir in Wien lange gekämpft, denn unser Ziel in Tirol ist, nahezu alle geeigneten Dachflächen mit PV zu belegen.“ Auch beim Ausstieg aus Öl und Gas in der Raumwärme werden dank Landes- und Bundesförderungen wichtige Anreize geschaffen. Handlungsbedarf gibt es beim Ausbau der Wasserkraft. „Ohne Wasserkraft erreichen wir unsere Energie- und Klimaziele einfach nicht“, so Geisler.

Der durchschnittliche Energiebedarf pro EinwohnerIn ist in Tirol seit 2005 um fast sieben Prozent gesunken, im Vergleich zu 2018 jedoch um 1,7 Prozent leicht gestiegen. „Vorreiter in Sachen Energieeffizienz ist und bleibt die Tiroler Industrie“, würdigt LHStv Geisler die Erfolge im Sektor Produktion. 2019, also noch vor dem Coronajahr, lag der Energiebedarf um 19 Prozent niedriger als 2005. Und das obwohl die reale Bruttowertschöpfung in diesem Zeitraum um mehr als 27 Prozent gestiegen ist. „Auch die Anstrengungen Tirols etwa in der Wohnbauförderung und Wohnhaussanierung greifen. Der Energiebedarf pro Wohneinheit ist um fast acht Prozent gesunken“, sieht Geisler Erfolge. Allerdings steigt nicht nur die Wohnbevölkerung, sondern auch die Wohnfläche pro BewohnerIn. Das führt unter anderem dazu, dass der Energiebedarf im Bereich der Gebäude seit 2005 in Summe um acht Prozent gestiegen ist.

Gute Fortschritte macht Tirol in der E-Mobilität. In 131 Tiroler Gemeinden, also in beinahe jeder zweiten Gemeinde, gibt es bereits öffentlich zugängliche Lademöglichkeiten. Über 12.000 Pkw mit Elektroantrieb waren Ende 2020 in Tirol zugelassen. Das sind 2,9 Prozent aller Pkw. Aktuell ist jeder zehnte in Tirol neu zugelassene Pkw ein E-Auto.

Dass der Energiebedarf in der Mobilität um elf Prozent gestiegen ist, ist wesentlich auf den steigenden Motorisierungsgrad zurückzuführen. Zwischen 2005 und 2019 hat sich die Anzahl der in Tirol zugelassenen Kfz um ein Drittel erhöht.  37 Prozent des Gesamtenergiebedarfs werden aktuell für Mobilität aufgewendet. Hier liegen mittel- bis langfristig auch die größten Einsparungs- und Effizienzpotenziale. Als „Baustelle“ bezeichnet LHStv Geisler den Güterverkehr und meint Richtung Brüssel: „Man kann nicht Klimaschutz predigen und den freien Warenverkehr auf der Straße hochhalten.“ Über den Brenner wird beispielsweise auf der Straße die zweieinhalbfache Menge an Gütern transportiert wie auf der Schiene.

Was die Energiebereitstellung für in Zukunft alternativ betriebene Schwerfahrzeuge anlangt, geht die Wasserstoffstrategie des Landes bis 2030 von einem Bedarf von etwa fünf Wasserstofftankstellen entlang der Hauptrouten aus. Wo optimale Standorte für diese Tankstellen und für Wasserstoff-Erzeugungsanlagen sein könnten, untersucht die Wasser Tirol im Auftrag des Landes.

Die Daten zu den erneuerbaren, heimischen Energieträgern wurden im Zuge des Energiemonitorings 2020 von der landeseigenen Wasser Tirol – Ressourcenmanagement-GmbH für das Jahr 2020 erhoben. Die Zahlen zur Energiebedarfsentwicklung der Sektoren Gebäude, Mobilität und Produktion stammen von der Statistik Austria und beziehen sich auf das Jahr 2019.