Die Standortagentur Tirol hat ihn im Vorfeld zu einem kurzen Gespräch gebeten.
Was genau braucht es für eine erfolgreiche Energiewende?
Manfred Fischedick: Bei der Energiewende handelt es sich um einen vielschichtigen Transformationsprozess. Es geht einerseits um die Fortsetzung der durch den dynamischen Ausbau erneuerbarer Energien erfolgreich eingeleiteten Stromwende und die damit verbundene Anforderung der Systemintegration schwankend einspeisender Stromquellen. Hierfür ist eine deutliche Flexibilitätssteigerung im Stromsystem erforderlich. Anderseits geht es darum, in anderen zentralen Handlungsbereichen Fahrt aufzunehmen. Dies gilt für die Wärme- und vor allem für die bisher stark vernachlässigte Verkehrswende. Neue Technologien müssen im Verbund mit strukturellen Veränderungen gesehen werden wie die Stärkung des ÖPNV, des Fuß- und Radverkehrs. Hinzu kommt die Notwendigkeit, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, die in vielen Bereichen den Transformationsprozess erst ermöglicht oder zumindest beschleunigen kann. Es geht zunehmend darum, vernetzt, d.h. sektorübergreifend zu denken, was eine stärkere Elektrifizierung in vielen Anwendungsfeldern bzw. die Erzeugung und Bereitstellung synthetischer Kraft- und Brennstoffe bedeutet. Die Gestaltung der Energiewende braucht einen ganzheitlichen Ansatz, eine rein technologische Perspektive greift deutlich zu kurz. Es geht um das richtige Zusammenspiel zwischen technischen, ökonomischen, politischen, kulturellen und sozialen Aspekten. Wir nennen diesen Zusammenschluss „Zukunftskunst“ des Gestaltens.