Land Tirol beschließt Radstrategie 2030

Ob im Alltag, in der Freizeit oder beim Sport – Radfahren in all seinen Facetten boomt in Tirol.
  • Leuchtturmprojekt im Zeichen von Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Sport und Gesundheit
  • Drei große Ziele: Mehr Radfahren und mehr Verkehrssicherheit, Tirol als führendes Radland der Alpen positionieren
  • Zehn konkrete Handlungsfelder, um Radfahren weiter voranzubringen
  • Aktuell 1.100 Kilometer an Radwegenetzen in Tirol – Ausbau wird forciert
  • Beispiel Gemeinde Kematen: Ausbau des Innradwegs samt Anbindung an Ortszentrum schreitet voran

Ob im Alltag, in der Freizeit oder beim Sport – Radfahren in all seinen Facetten boomt in Tirol. Mit der Tiroler Radstrategie 2030 hat die Landesregierung einen gesamtheitlichen Fahrplan zur Förderung des Radfahrens für die kommenden zehn Jahre beschlossen. Die Eckpunkte wurden von Mobilitätslandesrätin LHStvin Ingrid Felipe und Sportlandesrat LHStv Josef Geisler im Rahmen einer Pressekonferenz direkt am Innradweg in Kematen vorgestellt. Mit der Radstrategie werden insbesondere langfristige und strategische Planungen zur Förderung des Radverkehrs koordiniert. Die Umsetzung erfolgt auf kommunaler und regionaler Ebene. Eingebunden sind neben den Landesabteilungen die Bezirkshauptmannschaften, die Planungsverbände, die Regionalmanagements und Tourismusverbände, die Gemeinden sowie eine Reihe von weiteren Partnern wie Klimabündnis Tirol, Energie Tirol oder der VVT.

„Die Tiroler Radstrategie 2030 ist ein Leuchtturmprojekt im Rahmen der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie und steht voll und ganz im Zeichen des Klimaschutzes. Eine nachhaltige Mobilitätswende ist notwendig und die Förderung des Radverkehrs dabei eine der wichtigsten Säulen. Denn: Radfahren ist klimafreundlich, wirkt verkehrsberuhigend und verursacht keine Lärmemissionen. Den Radlerinnen und Radlern möchten wir mit Hilfe dieses strategischen Fahrplans ein verbessertes Angebot machen, um auf das Fahrrad umzusteigen oder dieses im Alltag und in der Freizeit noch intensiver zu nutzen“, betont LHStvin Felipe.

56 Prozent der Wege, die in Tirol mit dem Auto zurückgelegt werden, seien kürzer als fünf Kilometer und damit gut für den Radverkehr geeignet, hier bestehe weiter großes Potential.

„Wir wollen unseren Weg hin zu einem führenden Radland der Alpen konsequent weitergehen. Nicht zuletzt mit Veranstaltungen wie der Straßenrad-WM 2018 wurde die internationale Aufmerksamkeit auf das Sportland Tirol gelenkt und eine positive Fahrrad-Stimmung erzeugt – das wollen wir weiterführen. Mit der Tiroler Radstrategie 2030 legen wir dafür den Grundstock für das kommende Jahrzehnt“, sagt Sportlandesrat LHStv Geisler.

Neben den positiven Effekten des Radfahrens für den Klimaschutz und Energieverbrauch spielen dabei auch die Themen Gesundheit, Sport und Spaß an der Bewegung eine entscheidende Rolle.

„Wir schlagen die Brücke zum alpinen Sportland Tirol. Regelmäßiges Radfahren verbessert nachweislich die physische wie auch die psychische Gesundheit und hat damit auch eine volkswirtschaftliche Relevanz.“

Mehr Radfahren und Verkehrssicherheit sowie führendes Radland

In der Tiroler Radstrategie 2030 sind vor allem drei große Ziele definiert – erstens: Tirol fährt mehr Rad, zweitens: Die Erhöhung der Verkehrssicherheit für Radfahrende und drittens: Die Entwicklung Tirols zu einem führenden Radland in den Alpen.

„Möglichst viele Wege, die heute noch mit dem PKW zurückgelegt werden, sollen künftig auf den Radverkehr verlagert werden“, bekräftigt LHStvin Felipe.

Laut der letzten Mobilitätserhebung im Jahr 2013/14 wurden im Jahresdurchschnitt rund sieben Prozent aller Wege an Werktagen in Tirol mit dem Fahrrad bewältigt – eine Verdopplung dieses Anteils wurde seitens des Landes angestrebt. Die geplante Mobilitätserhebung 2020 musste wegen der Coronapandemie und der zu erwartenden Verzerrung auf das heurige Frühjahr verschoben werden. Die Ergebnisse der Studie, bei der 5.000 Personen zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt wurden, sollen bis Mitte September vorliegen. Begleitend zur Erhebung des Radverkehrsanteils sollen zukünftig auch die Verkehrsmenge noch genauer erhoben und deren Entwicklung beobachtet werden. Dazu werden automatische Zählstellen an strategisch ausgewählten Standorten in ganz Tirol errichtet, um die Verkehrsentwicklung im Radverkehr ab 2023 in aussagekräftiger Qualität zu erfassen.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Erhöhung der Sicherheit von RadfahrerInnen. Neben dem Bau von sicherer Infrastruktur ist auch das Sichtbarmachen des Radverkehrs durch die Erhöhung des Radverkehrsanteils ein wichtiger Faktor.

„Für alle Radfahrerinnen und Radfahrern soll die größtmögliche Sicherheit gewährleistet sein. Hier geht es neben baulichen Maßnahmen vor allem auch um Bewusstseinsbildung für eine gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr“, so LHStv Geisler.

Die Begeisterung für den Radsport in Tirol ist jedenfalls groß: Laut Umfragen aus dem Jahr 2019 ist das Radfahren für 30 bis 35 Prozent der Tiroler Bevölkerung die am häufigsten ausgeübte Sportart im Sommer. Im Jahr 2019 haben zudem elf Prozent der Gäste einen Rad-Urlaub in Tirol verbracht, 23 Prozent waren in irgendeiner Form mit dem Fahrrad unterwegs.

„Die Bedeutung des Radfahrens nimmt stetig zu – auch als Urlaubsaktivität. Um Tirol im alpenweiten Vergleich als führende Raddestination zu etablieren, wird das Infrastrukturangebot für den Freizeit-Radverkehr – sowohl für Tirolerinnen und Tiroler als auch für Gäste – ausgebaut und attraktiv gestaltet“, sind sich LHStvin Felipe und LHStv Geisler einig.

Zehn verschiedene Handlungsfelder definiert

Um die oben genannten drei Ziele zu erreichen, wurde ein umfassendes Maßnahmenpaket ausgearbeitet, das sowohl den Alltags-, als auch den Freizeitradverkehr umfasst. Zehn Handlungsfelder wurden dabei definiert – von Radkultur und Radfahrkompetenz bis hin zu Radnetzplanung- und Ausbau sowie Bewusstseinsbildung, Kooperation und Vernetzung.

Derzeit 1.100 Kilometer Radwanderwege in Tirol

Das überregionale Tiroler Radwanderwegenetz umfasst aktuell 1.100 Kilometer. Seit dem Start der Tiroler Radwegoffensive wurden 160 Kilometer Radwege neu gebaut oder saniert. 61 Millionen Euro haben Gemeinden und Tourismusverbände in die Radinfrastruktur investiert. Das Land Tirol hat diese Investitionen bislang mit 30,5 Millionen Euro unterstützt. Eine stetige Angebotsverbesserung wird mit der Radstrategie weiter forciert. Auf rund 140 Kilometern sind derzeit Bauvorhaben im Gange oder in den nächsten Jahren geplant. Beispielsweise werden aktuell im Rahmen des Stubaitalradweges oder im Bereich Bahnhof Landeck wichtige Maßnahmen zur Verbesserung der Radinfrastruktur getätigt.

Radweg-Ausbau am Beispiel der Gemeinde Kematen

Der Ausbau des Radwegenetzes lässt sich am Beispiel der Gemeinde Kematen veranschaulichen: Unter Kemater Projektführung haben die vier Gemeinden Kematen, Völs, Unterperfuss und Zirl gemeinsam mit Innsbruck Tourismus bereits im Vorjahr mit der lückenlosen Neuasphaltierung und Sanierung des Innradweges ein überregionales Projekt vorbildlich umgesetzt – fachlich begleitet vom Baubezirksamt Innsbruck. Nun steht für Kematen die Anbindung des insgesamt 220 Kilometer langen Innradwegs an das Ortszentrum vor dem Abschluss. Entlang der Melach, die in den Inn fließt, führt ein neuer Radweg bis zur Bahntrasse. Mittels neuer Radbrücke, die derzeit fertiggestellt wird, können RadfahrerInnen künftig die L13 Landesstraße überqueren. Gebaut wird zudem an einer Rad- und Gehwegunterführung unter der Bahntrasse als Verbindung zwischen Gewerbegebiet und Ortszentrum. Ein neuer Geh- und Radweg entlang der Bahntrasse und führt über die Bahnhofstraße bis zur Südtiroler Siedlung in den Ortskern der Gemeinde. Bei der Melachbrücke führt der Radweg zudem auch weiter nach Süden in Richtung der Gemeinden Unterperfuss, Oberperfuss und Ranggen. Bis dato wurden in Kematen bereits drei Millionen Euro investiert.

„Für uns als Gemeinde ist das Radfahren ein großer Gewinn und es freut uns, dass Kematen mit der Verbindung zwischen Innradweg und Ortszentrum an das große Radwegekonzept entlang des Inns angeschlossen wird. Mehr Radfahren heißt: Mehr Lebensqualität, weniger Verkehr sowie positive Effekte auf Umwelt und Klima. Nicht zuletzt ist Radfahren auch gesundheitsfördernd und fördert den lokalen Handel, die Gastronomie sowie den Tourismus. Uns ist es wichtig, dass den Bürgerinnen und Bürgern dabei jeweils sichere und attraktive Radwege zur Verfügung stehen. Wir als Gemeinde nehmen dafür einiges Geld in die Hand und ich möchte mich bei allen beteiligten Partnern herzlich bedanken“, erläutert Klaus Gritsch, Bürgermeister von Kematen.

„Der Innradweg wird nicht nur in der Freizeit, sondern auch von vielen Alltagsradlerinnen und -radlern genutzt. Durch die Asphaltierung konnte zudem eine erhebliche Frequenzsteigerung erreicht werden. Die Anbindung an das Ortszentrum von Kematen ist ein wichtiger weiterer Schritt für ein modernes Radwegenetz“, so LHStv Geisler. Die Gemeinden und auch Tourismusverbände nehmen für das Radland Tirol eine zentrale Rolle ein. Sie sind jene Kräfte vor Ort, welche die Initiative ergreifen, die Radstrategie umsetzen und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger mit Leben füllen. „Dafür möchten wir uns an dieser Stelle seitens des Landes bedanken und zollen den Verantwortlichen Respekt,“ halten LHStvin Felipe und LHStv Geisler fest.