Tirol als Musterbeispiel für klimagerechte Waldwirtschaft

Bei der Vorkonferenz zum Thema klimagerechte alpine Wälder wurde Tirol eingeladen, gleich zwei Projekte des Landesforstdienstes zu präsentieren.

„Sowohl das Programm ‚Klimafitter Bergwald‘ als auch die Forstpflanzenproduktion in den drei Tiroler Landesforstgärten werden international als vorbildlich und zukunftsweisend angesehen. Das ist eine Bestätigung des Weges, den wir im Tiroler Wald seit Jahrzehnten kontinuierlich gehen“, freut sich LHStv Josef Geisler.

Wälder sind ein wichtiger Teil des globalen Kohlenstoffkreislaufs und ein bedeutender Faktor im Kampf gegen den Klimawandel. Sie nehmen das Treibhausgas CO2 aus der Atmosphäre auf, speichern es in der Biomasse, im Holz und im Waldboden und bilden auf diese Weise eine Kohlenstoffsenke. Der Klimawandel wirkt sich aber auch direkt auf den Wald aus. Temperaturanstieg, Trockenheit, vermehrter Schädlingsbefall und Wetterextreme versetzten den Wald in Stress.  

Konsequenter Umbau des Walder mit „Klimafitter Bergwald“

„45.000 Hektar Wald auf einer Seehöhe unter 1.000 Metern sind in Tirol aufgrund der derzeitigen Baumartenzusammensetzung stark und unmittelbar von Klimaveränderungen betroffen“, weiß Kurt Ziegner, Vorstand der Abteilung Forstplanung. Tirol begegnet dem im Programm „Klimafitter Bergwald“ mit einem konsequenten Umbau des Waldes weg von reinen Fichtenbeständen hin zu Wädern mit verschiedenen, an den jeweiligen Standort angepassten Baumarten. 1,8 Millionen Bäume werden allein im heurigen Jahr neu gepflanzt. Der Anteil der Mischbaumarten bei Aufforstungen liegt aktuell bei mehr als 50 Prozent, vor zehn Jahren betrug der Anteil ein Drittel.

Zwei Millionen Forstplanzen pro Jahr in landeseigenen Forstgärten

Rund zwei Millionen heimische Forstpflanzen, die bestens an die alpinen Bedingungen angepasst sind, werden in den landeseigenen Forstgärten Jahr für Jahr produziert. „Mit unserer Arbeit erhalten wir die genetische Vielfalt und verhindern den Import von Pflanzen, die auf lange Sicht mit den Gegebenheiten in Tirol nicht zurechtkommen“, erklärt Christian Annewanter, in der Abteilung Forstorganisation zuständig für die Forstgärten. Von den Hauptbaumarten Tirols verfügen die Landesforstgärten über einen Samenvorrat bis zu zehn Jahren. Durch die laufende Beerntung von Samenbäumen wird dieser Vorrat erweitert und gesichert.

Kritik übt Forstreferent LHStv Geisler an der EU-Forststrategie 2030: „Wälder außer Nutzung zu stellen, ist gerade in einem Land wie Tirol mit einem Schutzwaldanteil von fast 70 Prozent nicht nur für die Sicherheit kontraproduktiv, sondern auch für den Klimaschutz.“ Mit einer regelmäßigen Bewirtschaftung des Waldes kombiniert mit der Verarbeitung des Holzes in langlebigen Produkten wie Häusern, Möbeln, Türen oder Fenstern erreicht man eine fast doppelt so hohe CO2-Reduktion. 250 Millionen Tonnen Kohlenstoff sind allein im Tiroler Wald gespeichert. Wenn ein Baum gefällt und verarbeitet wird, bleibt das darin gebundene CO2 fixiert. Gleichzeitig kann ein neuer Baum nachwachsen, der wiederum CO2 bindet.

„Unser Ziel ist nicht der Nutzungsverzicht, sondern die nachhaltige Waldbewirtschaftung. Wir wollen den Anteil der geernteten Holzmenge am Holzzuwachs erhöhen und damit die Stabilität der Schutzwälder, die Wertschöpfung aus dem Wald und Versorgung mit heimischem Energieholz steigern“, schließt Landesforstdirektor Josef Fuchs.