Tiroler Gemeinden sind beim Klimaschutz und Klimawandelanpassung aktiv

Über 70 Prozent der Tiroler Gemeinden nehmen an klimarelevanten Programmen teil und setzen Maßnahmen um.
  • Gemeinden leisten damit wichtigen Beitrag für eine resiliente Zukunft
  • Klimawandelanpassung wird für Gemeinden ein immer dringlicheres Anliegen
  • Land Tirol unterstützt bei Bewerbung als Klimawandelanpassungs-Modellregion

Die Durchschnittstemperaturen im Alpenraum sind seit Ende des 19. Jahrhunderts um zwei Grad gestiegen – annähernd doppelt so viel wie im globalen Durchschnitt.

„Daher ist das Engagement auf lokaler Ebene zentral, um sowohl Klimaschutz als auch Klimawandelanpassung voranzutreiben“, sagt LHStvin Ingrid Felipe. „Gemeinden haben bei klimarelevanten Themen vielfältige Handlungsmöglichkeiten – beispielsweise die effizientere Nutzung von Energie, den Ausbau klimaschonender Mobilität und eine bodensparende Raumordnung.“

Für eine erfolgreiche Planung und Umsetzung der Maßnahmen können sich die Gemeinden Unterstützung von den vielen klimarelevanten Programmen in diesem Bereich holen.

Klima- und Energie-Modellregionen (KEM), Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!), Klimabündnis, e5-Gemeinden – die Möglichkeiten für Gemeinden und Regionen an klimarelevanten Programmen teilzunehmen und öffentliche Förderungen abzuholen sind vielfältig. Im Jahr 2022 nahmen knapp dreiviertel aller Tiroler Gemeinden an mindestens einem dieser vier Programme teil.

Viele Gemeinden engagieren sich gleichzeitig in mehreren Initiativen – die Gemeinde Brixlegg (Bezirk Kufstein) als einzige sogar in allen vier, wie Bürgermeister Rudi Puecher berichtet: „Wir nutzen die vielfältigen Unterstützungsangebote von Bund und Land sehr gerne, um unsere Gemeinde, aber auch die Region nachhaltiger und zukunftsfit zu gestalten. Von der viel beachteten Mustersanierung unserer Volksschule, über den PV-Ausbau, Bewusstseinsbildung bis hin zu Mobilitätsprojekten wie E-Carsharing oder Dorftaxi versuchen wir, uns Schritt für Schritt in Sachen Klimaschutz zu entwickeln. Gemäß dem Motto ‚Alpbachtal 2050‘ arbeiten wir nun gemeinsam mit unseren Nachbargemeinden und dem Tourismusverband auch an einem regionalen Energieleitplan, welcher uns zukünftig als Fahrplan zur energieunabhängigen, klimaneutralen Region dienen soll.“

Die meisten Gemeinden, insgesamt 134, sind Teil der Klima- und Energiemodellregionen (KEM) und haben ein klares Ziel: von fossiler Energie unabhängig zu sein. 80 Gemeinden gehören dem Klimaschutznetzwerk des Vereins Klimabündnis Tirol an. Sie setzen lokale Klimaschutzmaßnahmen um und unterstützen in Partnerschaft mit indigenen Völkern auch den Erhalt des Regenwaldes in Brasilien. Weitere 50 Gemeinden widmen sich im Zuge des e5-Programms ganz dem Thema Energieeffizienz und werden dabei vom Verein Energie Tirol begleitet.

Anpassung an den Klimawandel von zunehmender Bedeutung

Den größten Zuwachs verzeichneten im vergangenen Jahr mit neun neuen Gemeinden die Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!). KLAR! unterstützt Gemeinden, die sich vorausschauend den Herausforderungen des Klimawandels stellen und sich an diesen möglichst umfänglich anpassen wollen.

„Wetterextreme wie Hitzeperioden oder Starkregen werden in Folge des Klimawandels häufiger und intensiver auftreten. Umso wichtiger ist es, vorbeugende und zielgerichtete Maßnahmen zu setzen, um die Bevölkerung und Infrastruktur bestmöglich zu schützen und entstehende Folgekosten zu minimieren“, betont Klimaschutzlandesrätin LHStvin Felipe.

Im Zuge des KLAR!-Programms vom Klima- und Energiefonds entwickeln Modellregionen in ganz Österreich ein maßgeschneidertes Anpassungskonzept und setzen dieses um. Dafür erhalten sie vom Klima- und Energiefonds jeweils bis zu 178.000 Euro für die Konzept- und Umsetzungsphase sowie maximal 231.000 Euro für eine Weiterführung. Von der KLAR! Stanzertal Arlberg im Westen bis hin zur KLAR! regio 3 im Pillerseetal-Leukental gibt es über ganz Tirol verteilt bereits sechs Klimawandel-Anpassungsmodellregionen, die vorbildlich vorangehen. Die Maßnahmen reichen vom Regenwassermanagement und der Bekämpfung von Neophyten bis hin zum nachhaltigen Bodenaufbau und zur Mischwaldaufforstung. Dabei spielen die Information und Einbindung der Bevölkerung eine zentrale Rolle.

Praxisbeispiele aus den Regionen zeigen, wie die Anpassung an die gesteigerten Herausforderungen für die Gemeinden gelingen kann. Die KLAR! Kaunergrat hat beispielsweise spezielle Wasserpumpen zur Bekämpfung von Wald- und Bodenbränden angeschafft. Die neuen Pumpen haben eine besonders hohe Leistung und sind dank ihres geringen Gewichts auch im unwegsamen Gelände einsetzbar.

„Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern des BRG/BORG Landeck führten wir zudem Gletschertage durch. Dabei konnten die Jugendlichen die Veränderungen am Gepatschferner hautnah beobachten und unter Begleitung von Berg- und Naturführerinnen und -führern fundiertes Wissen sammeln“, berichtet KLAR! Managerin Ulrike Totschnig.

Auf Sensibilisierung zielt auch die Ausstellung der KLAR! Arlberg Stanzertal ab, die im Fußgängertunnel in St. Anton zu sehen ist und sich Fragen der Klimawandel-Auswirkungen stellt.

Unterstützungsangebot des Landes nutzen und als Region bewerben

„Mit ihrem großartigen lokalen Engagement leisten die Tiroler KLAR!-Gemeinden das Fundament für eine erfolgreiche Klimawandelanpassung. Gleichzeitig unterstützen sie damit auch die Umsetzung der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie. Daher versuchen wir, gezielt Regionen und Gemeinden zur Teilnahme an KLAR! zu motivieren“, so LHStvin Felipe.

Noch bis zum 31. Jänner 2023 haben Regionen die Möglichkeit, sich zu bewerben und Fördergelder abzuholen. Das Land Tirol unterstützt interessierte Regionen mithilfe eines kostenlosen Beratungsangebotes bei der Bewerbung. Die Beratung wird durch die Vereine Energie Tirol und Klimabündnis Tirol in enger Kooperation mit den Regionalmanagements durchgeführt.