Tirol im Bundesländer-Vergleich mit zweitniedrigstem Motorisierungsgrad
Beim Pkw-Motorisierungsgrad geht die Schere nicht nur zwischen Stadt und Land, sondern auch zwischen West- und Ostösterreich immer weiter auseinander, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Nur zehn regionale Bezirke haben einen niedrigeren Motorisierungsgrad als der Österreich-Schnitt, darunter drei Tiroler Bezirke. Und Innsbruck hat im Landeshauptstadt-Vergleich den zweitniedrigsten Motorisierungsgrad, berichtet der VCÖ. Summa summarum liegt Tirol damit hinter Wien und ex aequo mit Salzburg an zweiter Stelle beim Motorisierungsgrad - mit 544 Autos auf 1000 Personen.
"Früher war ein hoher Motorisierungsgrad ein Zeichen von Wohlstand und Freiheit, heute ist er ein Indiz für Mangel und Abhängigkeit. Mangel an öffentlichen Verkehrsverbindungen und Nahversorgung, und dadurch Abhängigkeit vom Auto", stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Im Westen Österreichs, darunter auch Tirol, ist die Freiheit in der Verkehrsmittelwahl deutlich höher als in anderen Bundesländern. Es gibt ein besseres öffentliches Verkehrsangebot, mehr Rad-Infrastruktur und die Siedlungsstruktur ist kompakter.
Dadurch ist Tirols Bevölkerung in ihrer Mobilität deutlich weniger auf das Auto angewiesen, die Anzahl der Autos pro 1.000 Einwohner ist niedriger als im Österreich-Schnitt. Innsbruck ist nach Wien die Hauptstadt mit der zweitniedrigsten Anzahl an Autos im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Und: Innsbruck ist es im Vergleich zum Jahr 2010 gelungen, den Pkw-Motorisierungsgrad von damals 443 auf 434 im Vorjahr zu reduzieren.
Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt, dass es österreichweit nur zehn regionale Bezirke gibt, die einen niedrigeren Motorisierungsgrad als der Österreich-Schnitt haben. Drei davon befinden sich mit Schwaz, Kufstein und Innsbruck-Land in Tirol. Die anderen sieben in Vorarlberg und Salzburg. Gleichzeitig gibt es in Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark bereits acht Bezirke mit mehr als 700 Pkw pro 1.000 Einwohner. "Beim Pkw-Motorisierungsgrad geht die Schere nicht nur zwischen Stadt und Land, sondern auch zwischen West- und Ostösterreich immer weiter auseinander", macht VCÖ-Experte Schwendinger aufmerksam.
Eine hohe Anzahl an Pkw erschwert das Erreichen der Klimaziele. "Die Anzahl der Haushalte, die nur eines statt zwei Autos oder gar kein eigenes Auto benötigen, ist zu erhöhen, um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen", betont VCÖ-Experte Schwendinger. Dafür braucht es weitere Bahn- und Busverbindungen und den weiteren Ausbau der Infrastruktur für den Radverkehr. Ein großes Potenzial sieht der VCÖ auch in nicht-kommerziellem Carsharing. Gerade die massiv zunehmende Anzahl an Zweit- und Drittautos sind im Schnitt lediglich eine halbe Stunde pro Tag im Einsatz, und damit vor allem Stehzeuge statt Fahrzeuge.
Einen großen Beitrag können auch Unternehmen mit betrieblichem Mobilitätsmanagement leisten, wie zahlreiche positive Beispiele zeigen. Dabei wurden Maßnahmen gesetzt, damit mehr Beschäftigte umweltverträglich mit Fahrrad, zu Fuß oder Öffentlichem Verkehr statt mit dem Auto zur Arbeit kommen.
VCÖ: In Innsbruck ist der PKW-Motorisierungsgrad heute niedriger als im Jahr 2010
(Pkw pro 1.000 Einwohner im Jahr 2019 - in Klammer Jahr 2010)
1.Innsbruck: 434 (443)
2.Bezirk Innsbruck-Land: 550 (503)
3.Bezirk Kufstein: 560 (498)
4.Bezirk Schwaz: 563 (506)
5.Bezirk Landeck: 575 (511)
6.Bezirk Lienz: 578 (496)
7.Bezirk Kitzbühel: 580 (509)
8.Bezirk Imst: 594 (519)
9.Bezirk Reutte: 596 (536)