Erschienen: Mai 2025 / LESEDAUER: 5 Minuten / Erfahre hier mehr über Energieeffizienz
Der Gobaihof in Hochgallzein im Bezirk Schwaz ist 1862 erbaut worden und seitdem im Familienbesitz. In fünfter Generation bewohnt nun Stefanie Gartlacher den Hof und hat ihn vor ein paar Jahren mit viel Bedacht renoviert.
Nun ist dieser Hof kein großer landwirtschaftlicher Betrieb – im Gegenteil, es handelt sich hierbei mehr um ein einfaches Bauernhaus, hochgelegen und abgeschieden mit traumhaftem Ausblick auf das Inntal und die gegenüberliegenden Berge. Ein Hof, der seit jeher in Frauenhand stand und steht. Frauen, die Zeit ihres Lebens Menschen in Not geholfen und versorgt haben. Genauso auch Stefanie Gartlacher, die aktuelle Bewohnerin des Hofes. Sie arbeitet zurzeit beim Internationalen Roten Kreuz und beweist mit ihren Einsätzen unter anderem in Syrien, Gaza, Südsudan, Kongo und bis vor Kurzem als Leiterin des Büros in Charkiw in der Ukraine, was es heißt diese Tradition weiterzuführen.
Umso mehr war der Eigentümerin wichtig, mit der Sanierung einen Ort zu schaffen, der viel Ruhe ausstrahlt. „Wenn ich mal nicht mehr in der Welt herumreise, möchte ich, dass ich die Welt zu mir nach Hause einladen kann.“, sinniert sie über zukünftige Pläne ihres Zuhauses. „Ein Haus des Friedens“ solle es sein.
Bereits während unseres kurzen Besuchs können wir bestätigen, dass es das bereits jetzt ist. Der Hof wurde nicht nur mit wundervollen, aus verschiedensten Kulturen stammenden Gegenständen stilvoll eingerichtet. Der Charme des alten Bauernhauses wurde bei der Renovierung ebenso erhalten, wie wichtige Dinge erneuert. Und so finden wir uns in einem Gebäude wieder, das es schafft, dass wir uns sofort wohlfühlen. Aber auch das Haus wirkt ausgeglichen, weil es vermeintliche Gegensätze harmonisiert. Wie ist das gemeint?
Wir stehen in einem Haus, dessen Böden teilweise mehr als 160 Jahre alt sind. Die sind wurmstichig und ihr Alter lässt sich deutlich erkennen. Dennoch befinden wir uns auch in einem Haus, das mit 18 cm Fassadendämmung, Wärmepumpe, Lüftungsanlage sowie Photovoltaik-Modulen auf dem Dach aufwarten kann.
So zieht es sich durch beim Gobaihof. Wir sind ständig auf der Hut, uns den Kopf nicht zu stoßen, da die Türen damals einfach niedriger waren. Die Decken können wir leicht mit der ausgestreckten Hand berühren. War halt so im 19. Jahrhundert und aus thermischer Sicht betrachtet gar nicht so blöd, weil eine geringere Raumhöhe einfach zu beheizen ist. Für die Treppe trifft das Prädikat „steil“ vermutlich am besten zu. War damals schon so und ist geblieben, denn Stefanie wollte diese Stiege unbedingt erhalten.
Im Gegensatz dazu steht die modernste Ausstattung des Hofes. Thermisch wurde der Hof nach aktuellem Stand saniert. So gut wie alles wichtige wurde beachtet. Und daher wurden eben nicht nur die Fenster einfach erneuert – sie wurden in den originalen Laibungen und Größen wieder eingebaut. Das mag oft zufällig wirken, wo und in welcher Größe ein Fenster platziert ist, aber es trägt ungemein dazu bei das Alte zu erhalten. Dasselbe gilt beim echten Kachelofen im Wohnzimmer.
Es verwundert aber kaum, dass der Hof nun so geworden ist, wie er wurde. Die Eigentümerin Stefanie Gartlacher ist eine Person mit Gegensätzen. Das bodenständige und heimatverbundene hören wir an ihrem Dialekt, während sie gleichzeitig als internationale Diplomatin und Friedensbotschafterin auf der großen turbulenten Weltbühne unterwegs ist. Und wir können uns nur schwer vorstellen, welch unglaubliche Leistung sie in ihrem beruflichen Alltag vollbringt.
Uns wundert es nicht, dass bei diesem Beruf der Hof als Rückzugsort gebraucht wird. Und dennoch vermag es viel Gespür einen solchen auch tatsächlich zu schaffen. Einen Ort, der zu genau dem wird, und den eigenen Vorstellungen entspricht.„Ich habe zwischen meinen Einsätzen zuerst einmal ein paar Monate in dem alten Haus gelebt, bevor ich mit der Renovierung angefangen habe.“, erklärt Stefanie. „Ich wollte das Haus verstehen und kennenlernen, bevor ich es verändere.“, führt sie fort. Dadurch lernte sie auch den Charme des Alten kennen und lieben und gleichzeitig die Vorteile des Neuen zu schätzen.