Landesregierung beschließt Maßnahmenprogramm

zur Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie
  • Erstes von drei Programmen – Umsetzung bis 2024
  • Rund 200 Initiativen für ein zukunftsfähiges Tirol
  • Energieversorgung, Mobilität, Kreislaufwirtschaft und Bewusstseinsbildung stehen im Fokus
  • Neue Anlauf- und Koordinierungsstellen werden eingerichtet

Eine klimafreundliche Strom- und Wärmeversorgung, ein noch attraktiveres Öffi-Angebot, eine kreislauffähige Wirtschaft und eine krisenfeste Gesellschaft – das sind zentrale Zielsetzungen der Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie. Wie genau diese Ziele erreicht werden sollen hat die Landesregierung in einem beschlossenen Maßnahmenprogramm festgelegt, das heute im Rahmen einer Pressekonferenz von LHStvin Ingrid Felipe und Wirtschaftslandesrat Anton Mattle präsentiert wurde.

„In den letzten Monaten haben wir gemeinsam mit Fachleuten, Partnerorganisationen und Stakeholdern des Landes 191 konkrete Schritte für eine nachhaltige und klimafitte Landesentwicklung erarbeitet. Jetzt geht es darum, diese Maßnahmen konsequent und so rasch wie möglich umzusetzen“, betonen LHStvin Felipe und LR Mattle.

Die festgelegten Schritte sollen einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung leisten und bilden im Sinne einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbetrachtung soziale, ökologische und wirtschaftliche Aspekte ab. Das Themenspektrum reicht dabei von der Energieversorgung über die Kreislaufwirtschaft bis hin zur Mobilität und Landwirtschaft. Das vorliegende Maßnahmenprogramm mit der Umsetzungsperiode 2022 bis 2024 ist das erste von drei Programmen zur Erreichung der Strategieziele bis 2030. Die derzeit rund 200 Initiativen werden laufend auf ihre Umsetzung und Wirksamkeit überprüft, angepasst und weiterentwickelt.

Gelingen der Maßnahmen liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung

„Die Herausforderungen des Klimawandels treffen uns alle und wir können sie nur gemeinsam bewältigen. Um den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu erreichen, ist der Beitrag von jeder Bürgerin und jedem Bürger wesentlich“, so LHStvin und Klimaschutzlandesrätin Felipe. „Für eine erfolgreiche Umsetzung der Maßnahmen sind wir alle gefordert. Es braucht eine vorausschauende Politik, verantwortungsbewusstes Wirtschaften und ein aktives Mitwirken der Zivilgesellschaft. Daher setzen wir auf Dialog und Zusammenarbeit mit den Regionen und Gemeinden sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Industrie und Wirtschaft“, ergänzt LR Mattle.

Mix aus Förderungen, gesetzlichen Vorgaben, Beratungen und Bewusstseinsbildung

Für die Umsetzung der Nachhaltigkeits- und Klimastrategie wird an zahlreichen Schrauben gedreht. Mehrere Landesförderungen werden an die Zielsetzungen angepasst. So sollen beispielsweise Kriterien zum Klimaschutz, wie die Treibhausgas-Reduktion sowie Energie- oder Ressourceneffizienz bei der Neuausrichtung der Wirtschafts-, Innovations- und Digitalisierungsprogrammen des Landes eingeführt werden. Zudem sollen Nachhaltigkeitskriterien in die Richtlinien zur Kulturförderung aufgenommen werden.

Neben der Anpassung bestehender Förderungen werden auch neue Förderschienen eingerichtet. In Zukunft werden beispielsweise die Kosten für den Netzzutritt größerer Photovoltaik-Anlagen über 20 Kilowattpeak auf Gebäuden von land- und forst­wirtschaftlichen Betrieben gefördert. Außerdem wird es eine Holzbauförderung geben, die den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen im Gebäudesektor unterstützt.  

Eine entscheidende Rolle für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und die Reduktion der Treibhausgase in Tirol nimmt die klimaverträgliche Mobilität ein. Dafür werden die Schwerpunkte unter anderem auf die Verbesserung, Erweiterung und Dekarbonisierung des Öffentlichen Nahverkehrs oder auf den Ausbau der Regional- und Nebenbahnen im Zentralraum rund um Innsbruck gelegt. Zur Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene soll beispielsweise das Angebot für die Regionen im intermodalen Transport erhöht und der Zugang zum Schienentransport für kleinere Unternehmen erleichtert werden. Die Umsetzung einer eigenen Radstrategie zielt darauf ab, Tirol zu einer führenden Raddestination in den Alpen zu machen.

Tirol führt als erstes Bundesland Klimacheck für Rechtsnovellierungen ein

Ein weiterer Hebel für eine nachhaltige und klimaneutrale Landesentwicklung wird durch rechtliche Vorgaben gesetzt. Als erstes Bundesland werden in Tirol mithilfe eines Klima-Checks künftige Rechtsnovellierungen des Landes hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Bereiche Klimaschutz und Klimawandelanpassung geprüft. Weiters geplant ist, die Bauvorschriften insofern anzupassen, als dass der Einsatz von nachhaltigen Materialien forciert wird. Ebenso wird es baurechtliche Erleichterungen für die Errichtung von Photovoltaik-Anlagen geben. Dadurch soll sich der Aufwand sowohl für die Baubehörden als auch für die Antragsstellenden bei der Installation von Photovoltaik-Anlagen deutlich reduzieren.

Information und Bewusstseinsbildung als zentrale Bausteine

Wie funktioniert eine PV-Anlage, welche Speichermöglichkeiten gibt es und wann braucht es eine Genehmigung? Bildung und Information spielen eine Schlüsselrolle, um die Ziele im Bereich des Klimaschutzes und der Anpassung an den Klimawandel zu erreichen. Um den BürgerInnen auf dem Weg zur Energiewende eine Hilfestellung zu leisten, wird das Serviceangebot des Landes erweitert: Es werden drei neue Anlaufstellen errichtet, die sich den Themen erneuerbare Energie, Photovoltaik und Energiegemeinschaften widmen. Technische und rechtliche Fragestellungen von der Errichtung bis hin zur Betreuung von Anlagen für erneuerbare Energien werden hierbei beantwortet. Darüber hinaus wird eine neue Koordinierungsstelle eingerichtet, die sich auf die Themen Lebenszyklusbetrachtung und Kreislaufwirtschaft im Gebäudebereich fokussiert. Hauptziel der intensivierten Vernetzung und Abstimmung ist es, die Nutzung natürlicher Bauressourcen wie beispielsweise Holz zu unterstützen.

Eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Maßnahmen mitgetragen und erfolgreich umsetzt werden können, ist das Bewusstsein um den sorgsamen Umgang mit Ressourcen. Von der Integration nachhaltiger Entwicklung in die Erwachsenenbildung bis hin zur Durchführung von Klima-BürgerInnenräten in Tiroler Gemeinden – es werden zahlreiche Maßnahmen gesetzt, die darauf abzielen, dieses Bewusstsein bei BürgerInnen, Gemeinden, zivilgesellschaftlichen Akteuren und Unternehmen zu stärken und eine aktive Mitwirkung zu unterstützen.

Schließlich werden auch bestehende Maßnahmen intensiviert und fortgesetzt. Dazu zählen unter anderem die Initiative „Klimafitter Bergwald Tirol“ oder die Aufrechterhaltung der klimaschonenden Grünlandwirtschaft. Für die Ausarbeitung künftiger Maßnahmenprogramme werden neue Datengrundlagen geschaffen, etwa durch die Erweiterung des Radzählstellennetzes oder durch die Einführung einer Energieanlagen-Datenbank. Diese Daten liefern wichtige Ergebnisse für die Weiterentwicklung der Maßnahmen, die alle drei Jahre vorgesehen ist.