130 Millionen für den Reparaturbonus

Die Förderung bekommt Flügel

„Repariert statt ausrangiert“ lautet das Motto dieser Förderung, die seit April 2022 und bis Mitte 2026 Privatpersonen genau dazu – also zum Reparieren statt Ausrangieren animiert. Elektro- und Elektronikgeräte stehen dabei im Mittelpunkt und die Mittel dafür stammen aus dem Wiederaufbaufonds der EU, einem milliardenschweren Konjunkturpaket, das im Zuge der Coronavirus-Pandemie geschnürt wurde. 50 Prozent der Bruttokosten, bis zu 200 Euro für die Reparatur und bis zu 30 Euro für die Einholung eines Kostenvoranschlages werden über den Reparaturbonus gezahlt beziehungsweise gefördert. In Österreich stehen dafür 130 Millionen Euro zur Verfügung – und sie werden abgeholt.

„Kaum ein Tag vergeht, an dem mir niemand positiv davon erzählt“, stellt Franz Jirka, Spartenobmann Gewerbe und Handwerk, fest.

Mit jedem reparierten Gerät schrumpft der potenzielle Müllberg. „Gestern erst habe ich einen Fernseher angeschlossen und getestet, der zu hundert Prozent am Müll gelandet wäre. Es war aber nur ein kleiner Wackler auf der Kabelbuchse, der repariert werden musste. Der Fernseher selbst hatte gar nichts“, erzählt Martin Iljazovic. Am gleichen Tag reparierte er eine Spülmaschine, die zuvor als „unreparierbar“ abgestempelt worden war. War sie aber nicht. Das dafür nötige Ersatzteil war sogar ein Klassiker im Fundus der Reparaturwilligen beziehungsweise -fähigen.

„Es ist wild, was alles am Müll landen würde“, sagt Iljazovic.

Stimmt. Im November 2022 erst hat der findige Techniker zusammen mit seinem Mitstreiter Sebastian Frank die „Reparatur-Werkstatt & Kaffeetechnik Außerfern“ in Reutte eröffnet. Es wäre ein nachhaltiger Spaß, all die Geräte auf einem „Haufen“ zu sehen, die sie seither repariert haben. Haushoch oder gar mehrere Häuser hoch wäre dieser Berg mit Sicherheit schon lange, sind Waschmaschinen, Spülmaschinen, Staubsauger, Drucker, Küchen- oder Kaffeemaschinen doch recht stattliche Teile. Weggeschmissen und durch neue ersetzt symbolisiert der potenzielle Berg ziemlich eindrücklich den klima- und geldbörsenschädlichen Irrsinn, dem mit dem Reparaturbonus der Kampf angesagt wurde.

„Der Reparaturbonus ist ein extremer Anreiz für die Leute, ihre kaputten Geräte überhaupt anschauen und gegebenenfalls reparieren zu lassen“, weiß Martin Iljazovic, wobei das Wort „kaputt“ viele Spielarten hat.

So erzählt er etwa vom Staubsauger, der wegen eines simpel zu reparierenden Kabelbruches nicht mehr funktionierte, oder vom Drucker, der allein durch das Zurücksetzen der Software und ein wenig Geduld wieder seine Dienste erledigen konnte. „Oder, wenn jemand eine ewig alte Kaffeemaschine hat, die damals richtig gut gebaut wurde. Dem sagen wir natürlich, dass eine neue schlechter wäre“, sagt Iljazovic. Kaffeemaschinen sind sein zweites Standbein, Kaffee selbst eine Leidenschaft und die Vorstellung, eine richtig gute alte Maschine durch eine supergünstige neue zu ersetzen, ist ihm ein multipler Gräuel.

„Bei allen Geräten oder Maschinen versuchen wir, nachhaltig zu reparieren. Wir reparieren das Problem selbst, tauschen aber auch Teile, von denen wir wissen, dass sie kurz vor dem Ende stehen, gleich mit aus“, erklärt Iljazovic.

Ein Maximum an verlängerter Lebenszeit kann mit diesem Zugang garantiert werden.